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ment antraben musste. «Man wollte mir den
Lohn kürzen, und die Transfersumme an
Swiss Volley war auch noch nicht bezahlt.»
Als Grund dafür gab der Verein nicht die
finanziellen Sorgen an (Brander weiss aber
mittlerweile von Misswirtschaft). «Immer
wieder musste ich mir von den Funktionä-
ren anhören, sie seien mit meiner Leistung
nicht zufrieden.» Anders schätzte Coach
Brom den Schweizer ein, setzte ihn bei Tests
meist in der Stammsechs ein.
Die Reissleine gezogen
So kam der erste Match, nicht aber Bran-
ders Spielberechtigung, da die Transfer-
summe weiterhin ausstehend war. Dabei
hatte Swiss Volley den Betrag auf Branders
Bitte hin gar verringert. In den Spielen zum
Statistiker degradiert, gab der 25-Jährige
im Training weiter Gas, bis selbst der Trai-
ner den Druck der Clubbosse zu spüren
bekam. Brander musste auch im Training
jungen Tschechen Platz machen. Das war
der Moment, in dem er nach einer Alterna-
tive suchte. Er wusste, dass beim TV Schö-
nenwerd Leandro Gerber die ganze Saison
verletzt ausfiel und erkundigte sich, ob der
Club ihn aufnehmen würde. «Sofort war In-
teresse da», der Wechsel glückte. Aber erst,
nachdem Brander den Vertrag mit Pribram
mit Hilfe eines Anwalts auflösen konnte.
Viel gelernt – und Lust auf mehr
Obwohl das Abenteuer Ausland für Brander
schneller endete als erhofft, bereut er nichts.
«Ich habe viel dazugelernt und Kontakte in
die Volleyballwelt geknüpft.» Ausserhalb der
Schweiz zu spielen, reizt ihn nach wie vor.
«Beim nächsten Mal sehe ich mir den Verein
aber noch genauer an.» Obwohl auch das
keine Garantie ist, denn bei Pribram hatten
sich vor der Vertragsunterzeichnung kei-
nerlei Schwierigkeiten abgezeichnet. Auch
der Näfelser Spielertrainer Dalibor Polak,
der Brander den Verein empfahl, war davon
überrascht. «Viele Clubs sind eine Wunder-
tüte, aber das, was du lernst, ist das Risiko
wert», findet Fabian Brander, der nun paral-
lel zur Meisterschaft mit Schönenwerd sein
Studium abschliesst, als Lehrer arbeitet und
nicht mehr als Profi gilt wie in Tschechien.
Profi zu sein wäre sein Grund, nochmal ins
Ausland zu gehen. «Ich möchte herausfin-
den, was ich aus mir herausholen kann,
wenn ich voll auf Volleyball setze.»
Foto: zvg
Hier war Fabians Welt in Tschechien noch in Ordnung: Fabian Brander (3.v.r.) mit seinem Team
VO Vavex Pribram an einem Vorbereitungsturnier in Bucovice (CZE).
Vertrag trotz Verletzung verlängert
Das hat Seltenheitswert: Joël Bruschweiler erhielt in Bühl einen neuen Kontrakt,
obwohl er den Saisonstart verletzt verpasste.
Mit einer «Standing Ovation» feieten die Fans
des TV Bühl Joël Bruschweiler, als er im De-
zember 2012 erstmals nach seiner Verletzungs-
pause wieder spielte. «Das tat gut», sagt der
27-Jährige. Im letzten Mai riss sich der Captain
der Schweizer Nationalmannschaft beim EM-
Qualifikationsspiel in Kroatien das Kreuzband,
ein achtmonatiges Aus drohte. Mehr noch:
Sein Vertrag bei Bühl enthielt die Klausel, dass
der Club den Kontrakt auflösen könnte, sollte
er die medizinischen Tests vor Saisonstart nicht
bestehen. «So erhielt ich wegen meiner Ver-
letzung quasi die Kündigung, obwohl man aus
sportlicher Sicht zufrieden war.»
Der Publikumsliebling wollte aber unbedingt in Bühl bleiben. Er schaltete einen
Anwalt ein, setzte sich mit den Vereinsverantwortlichen an einen Tisch und liess
sich von seinem Manager beraten. «Letztlich fanden wir eine gute Lösung und
mein Vertrag wurde verlängert.» Bruschweiler wurde gar zum Captain ernannt!
Mittlerweile ist der Schweizer schmerzfrei und wieder «absolut glücklich» in Bühl.
Überhaupt sei er mit seiner bisherigen Karriere zufrieden, betont der Schweizer
Meister und Cupsieger (2008 mit Lausanne). 2009 wechselte er für ein Jahr nach
Katar, seit 2010 spielt er in Bühl. «Im Ausland zu spielen ist eine unglaubliche
Erfahrung. Du musst dich jeden Tag beweisen, lernst aber viel.» Bruschweiler
empfiehlt jedem Spieler, der reif dazu ist, in die Ferne zu schweifen. Sein Rat:
«Man sollte einen Manager mit guten Kontakten haben.» Und in wirtschaftlich
kriselnden Ländern müsse man sich bewusst sein, dass selten alle finanziellen
Forderungen erfüllt werden. «Dafür sind die Erlebnisse unbezahlbar.»
Foto: zvg
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