Foto: Thomas Läderach

NLA-Experte Samuel Ehrat blickt auf die Playoff-Viertelfinals voraus

Der SRF-Experte und Ex-Captain des Schweizer Nationalteams schätzt die bevorstehenden Playoff-Viertelfinals der Männer für uns ein. 

Samuel Ehrat spielte während elf Jahren in der NLA und war ausserdem bis zu seinem Rücktritt 2022 Captain des Schweizer Volleyball Nationalteams. Für das SRF steht er regelmässig als Experte während den Playoff-Entscheidungen und Nationalspielen im Einsatz. Nun schaut «Sämi» für uns auf die bevorstehenden Playoffs der Männer voraus.

Swiss Volley: Volley Amriswil und Volley Schönenwerd holen sich die beiden direkten Playoff-Halbfinaltickets – was sagst du zum bisherigen Auftritt der beiden Teams?

Samuel Ehrat: Beide Teams spielen eine sehr gute Saison. Von den insgesamt 21 Spielen der Qualifikation und Champions Round haben beide Teams je 19 Spiele gewonnen. Diese Konstanz ist beeindruckend. Da Schönenwerd öfters als Amriswil über die «volle Distanz» (3:2) gespielt hat, stehen die Ostschweizer aktuell an der Spitze der NLA. Schönenwerd hat in den Direktbegegnungen jedoch die Nase ganz leicht vorne. Sollten die beiden Teams sich in den Playoff-Halbfinals durchsetzen und sich erneut im Playoff-Final gegenüberstehen, können sich die Fans auf eine spannende Serie freuen.

Chênois Genève Volleyball trifft in den Playoff-Viertelfinals auf den TSV Jona Volleyball. Traust du dem Team aus Jona eine Überraschung zu?

Ich gehe nicht davon aus, dass es in dieser Playoff-Paarung zu einer Überraschung kommen wird. Jona hat zwar das Potenzial, um auch gegen besser klassierte Teams reüssieren zu können. In der Qualifikation und Champions Round blieben diese Erfolgserlebnisse dennoch aus. Hinzu kommt, dass sich die Formkurve der Genfer in den vergangenen Wochen positiv entwickelt hat.

Im zweiten Playoff-Viertelfinal spielt Volley Näfels gegen Lausanne UC. Welche Argumente sprechen für Näfels und welche für Lausanne?

Näfels ist in diesem Duell meiner Meinung nach eher zu favorisieren. Die Glarner spielen eine solide Saison und konnten alle drei Direktduelle gegen den Lausanne UC für sich entscheiden. Zudem haben sie ein ausgeglicheneres Kader, das eine ausgeglichene Ballverteilung ermöglicht. Von der Qualität der Spieler her ist Lausanne aber sicher nicht weit von Näfels entfernt. Auch die Waadtländer haben ihre Klasse immer wieder demonstrieren können, wie beispielsweise zuletzt im Cuphalbfinal gegen Amriswil, als sie in einem epischen Duell nur knapp den Finaleinzug verpassten.

In deiner Einschätzung zum Saisonstart hast du auf Volley Amriswil als Meister und Chênois Genève Volleyball als Cupsieger getippt – bleibst du dabei?

Da ich mit meiner Einschätzung noch immer auf Kurs bin – Amriswil ist der Leader der NLA und Chênois hat den Einzug in den Cupfinal erreicht – halte ich daran fest. Die Genfer hatten in dieser Saison zwar alle drei Partien gegen Amriswil mit 0:3 verloren und sind daher nicht der Favorit im Cupfinal. Aber der Cup schreibt ja bekanntlich immer seine eigenen Geschichten.

In der Liga tippe ich auf eine Neuauflage des letztjährigen Finals zwischen Amriswil und Schönenwerd. Dieses Jahr wird sich aber Amriswil am Ende ganz knapp durchsetzen und sich für die Finalniederlagen der vergangenen zwei Jahre revanchieren.

Zum Schluss noch eine Frage zur Aufstockung der Liga auf neun Teams auf diese Saison hin: Wie beurteilst du diesen Schritt der Neuorganisation der nationalen Ligen nach den ersten beiden Runden?  

Bereits vor der Saison habe ich mich dahingehend geäussert, dass dies eine positive Entwicklung für das Volleyball auf der Männerseite ist. Meine Meinung hat sich nicht geändert. Eine Liga mit mehr Teams lässt einen attraktiveren Modus zu und schafft mehr Möglichkeiten für junge Schweizer Spieler, in der obersten Liga Fuss zu fassen. Zudem muss man die Neuorganisation der nationalen Ligen langfristig denken. Es war zu erwarten, dass die drei Aufsteiger in ihrer ersten NLA-Saison in der unteren Tabellenhälfte anzutreffen sein würden und dass das Gefälle in der Liga etwas grösser sein würde. Die Vereine können sich nun aber hoffentlich über eine längere Zeit in der obersten Liga entwickeln und etablieren. Und schliesslich gab es ja bereits jetzt schon Überraschungen – wie beispielsweise den Sieg von Colombier gegen Lausanne. Auch von solchen Überraschungen lebt der Sport.  

Swiss Volley, 26.02.2025

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