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Mit Veränderungen in die neue Beachvolleyball-Saison

Bald startet die neue Beachvolleyball-Saison. Sebastian Beck, Leiter Leistungssport Beachvolleyball, gibt im Interview Auskunft zu den Veränderungen in den Teamkonstellationen und im Staff und den Überlegungen dahinter.

Bevor die neue Beachvolleyball-Saison mit dem Challenge Turnier in Yucatan vom 20. März so richtig losgeht, werfen wir einen vertieften Blick auf die Änderungen im Schweizer Lager. Und Änderungen gibt es einige! So sind von acht Beachvolleyball-Duos deren sieben auf diese Saison hin neu formiert – einzig Haussener/Friedli spannen wie schon im Vorjahr zusammen. Und auch im Coaching Staff hat es einige Änderungen und zwei Neuanstellungen gegeben.  

Sebastian Beck, Leiter Leistungssport Beachvolleyball, gibt im Interview einen Einblick hinter die Kulissen und verrät, wie eigentlich entschieden wird, wer mit wem spielt und wieso die Suche nach geeigneten Coaches so komplex ist.  

 

Bald startet eine neue Beachvolleyball-Saison – mit einigen Veränderungen im Coaching-Staff. Was sind die Überlegungen dahinter?

Sebastian Beck: Hier spielen ganz unterschiedliche Überlegungen eine Rolle und dementsprechend breit sind auch die Fragen, mit welchen wir uns auseinandersetzen. Wie ist die Situation, auf welche wir uns anpassen müssen? Welche Impulse wollen wir setzen? Was sind die Stärken und Schwächen eines Teams und welche Skills muss der Staff also mitbringen, um eine Entwicklung herbeizuführen? Was sind die grössten Baustellen bei Spieler:in XY? Wo wollen wir mit unserer Organisation und als Trainerteam hin?  

 

Kannst du anhand von Beispielen aufzeigen, was du damit genau meinst?

Nehmen wir zum Beispiel Anouk und Zoé: als wir wussten, dass wir dieses Duo bilden, war klar, dass wir jemanden suchen, der es gewohnt ist in einem «nicht-blockdominanten» Umfeld zu arbeiten und der weiss, wie man damit erfolgreich sein kann. Gleichzeitig haben wir bei Swiss Volley klare Vorstellungen, was technisch entwickelt und implementiert werden muss. Und zu guter Letzt haben wir zwei Schwestern, welche sehr ehrlich und direkt zueinander sind. Wir haben hier also folglich mit Damian und Denis auch zwei Coaches eingesetzt, welche sehr klar und ehrlich sind und viel Erfahrung haben.  

Oder werfen wir einen Blick auf die Elite der Männer: uns ist es ein Anliegen, technisch konstanter zu werden und sehr bewusst Beachvolleyball zu spielen. Sehr bewusst bedeutet für mich, dass wir zu jeder Zeit genau wissen, wie wir spielen und was wir spielen – eine klare Identität. Wir haben in den vergangenen 15 Jahren auf der Frauenseite sehr viel Zeit in diese Themen investiert und wollten daher jemand aus dem Frauenbereich für diese Position gewinnen, um diese Philosophie klar zu implementieren. Dies ist uns mit Gaba gelungen.  

Wieder anders sieht es im Nachwuchs und Übergangskader aus: hier haben wir in den vergangenen Jahren die meisten neuen Ressourcen geschaffen, weil wir nachhaltig und erfolgreich entwickeln wollen. Dies bedingt, dass wir ein klares Bild von dem haben, was es in Zukunft braucht und täglich ein ambitioniertes und entwicklungshungriges Umfeld gewährleisten. Spiros Karachalios hat zum Beispiel über mehrere Zyklen Topteams auf der World Tour betreut und hat sich auch schon im vergangenen Zyklus für die nächste Generation interessiert. Jetzt widmet er sich komplett dem Übergang zwischen Nachwuchs und Beach Pro Tour auf der Frauenseite.

Dies ist ungefähr die Klaviatur, mit welcher wir Veränderungsprozessen begegnen, sie anstossen und bespielen. Unter verschiedenen Vorzeichen und mit verschiedenen Hintergründen. Ich bin sehr glücklich darüber, welche Menschen wir in unserem Trainerteam haben und mit welchen Wertevorstellungen sie an der Zukunft unseres Sports arbeiten.

Foto: zVg/ màd

Bei den arrivierten Teams hat es viele Veränderungen gegeben. Wie wird eigentlich entschieden, wer mit wem spielt?

Ich würde dies als sehr demokratischen Prozess auf Augenhöhe beschreiben. Wir haben es in unserer Sportart jeweils mit zwei Menschen zu tun, die zusammen ein Team bilden und gemeinsam versuchen, maximalen Erfolg zu haben. Das funktioniert nur, wenn das Grosse und Ganze stimmt und man sich einig ist. Wir brauchen also alle vollumfänglich im Boot: Trainer:innen und Spieler:innen. Hierfür machen wir eine Auslegeordnung, um ein komplettes Bild zu erhalten. In den meisten Fällen nehmen wir eine beratende Funktion ein. Sollten wir aber von etwas nicht überzeugt sein, legen wir auch ein Veto ein – was aber bisher nur sehr selten der Fall war.

 

Was erwartest du auf Frauenseite nach den mutterschaftsbedingten Pausen von Nina und Joana auf internationaler Ebene von den Schweizer Duos?

Eine spannende Frage, welche ich etwas differenziert beantworten möchte. Mir geht es eben bewusst nicht um Resultate. Wir haben neue Teams, neue Positionen, teilweise neue Coaches und wir haben einen 4-Jahreszyklus. Wir wollen etwas aufbauen und in Angriff nehmen. Nachdem wir über zwei Olympiazyklen viel Stabilität in den Teamkonstellationen hatten und immer klar wussten, was wir bekommen und was der nächste Schritt ist, wird die Saison 2025 wirklich eine spannende Saison, welcher wir mit viel Elan und Offenheit begegnen. Wir werden sehen, was funktioniert und an welchen Schrauben wir zu drehen haben. Entwicklung und ein Fokus auf unser Spiel war immer das, was uns weit gebracht hat. Wir werden also wieder entwickeln und dies mit Ruhe und mit Zeit.

Und was die beiden werdenden Mütter angeht – beide sind wöchentlich bei uns im Training, haben Spass und halten sich fit. Am Ball, wie auch in der Athletik. Alles weitere wird dann die Zeit weisen.

 

Während in den letzten Jahren die Frauen grosse Erfolge feiern konnten, so hatten die Männer mehr zu kämpfen. Worin siehst du die Gründe und worin Lösungen, um wieder weiter vorne mitspielen zu können?

Schwierig – sowohl die Frage, als auch die Antwort. Beachvolleyball ist so multidimensional und mit so viel Individualität ausgestattet – somit gibt es auch kein einfaches oder schnelles Rezept. Wir haben im Verlauf des Interviews schon etwas über die strategische Ausrichtung gesprochen. Die grössten Chancen sehe ich in einer sehr klaren Ausrichtung. Man muss wissen, wieso man etwas tut, was die Idee dahinter ist und was wichtig bei der Umsetzung ist. Das Ganze hat also etwas von Schach.

Wir haben in der Vergangenheit zu viele einfache Fehler gemacht und dementsprechend zu wenig bewusst «gezogen», um die Analogie zum Schach aufzunehmen. Schaffen wir es, dass wir in Präzision, Mustererkennung und Umschaltgeschwindigkeit besser werden, dann werden sich die Teams automatisch deutlich steigern. Dies gelingt jedoch nur, wenn die Athleten sehr bewusst trainieren, was ich Ihnen zutraue. Es ist anstrengend, vor allem für den Kopf, aber effektiv. Intension in jeder Aktion ist der einzige Weg ein wirklich präzises Spiel aufzubauen und zu entwickeln.

Swiss Volley, 11.03.2025

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