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bereits wieder zum Training oder zur Video-
analyse geht. «Manchmal denke ich, mein
Leben ist im Moment echt nicht normal, es
ist so cool.»
Schneller, steiler Aufstieg
Dass Laura Unternährer einst dem Alltag
eines Volleyballprofis so nahe kommt, hätte
sie als Teenager nicht gedacht. Erst mit 13
Jahren begann die damalige Turnerin und
Leichtathletin aus Reconvilier mit Volleyball,
dem Sport, den sie durch ihre ebenfalls Vol-
leyball spielende Mutter kennengelernt hat-
te. «Ich war schon immer sportlich, aber ir-
gendwas fehlte stets – bis ich erstmals einen
Volleyball in der Hand hielt.» Bereits ein Jahr
später wurde sie an einem Juniorinnentur-
nier von einem Trainer des VBC Biel entdeckt
und wechselte zu diesem Verein. Schnell
erhöhte sie den Trainingsaufwand von zwei
Einheiten pro Woche auf vier, spielte bald in
der 2. Liga und marschierte bei Biel – meist
als Jüngste im Team – bis in die NLA durch.
Wer wagt, gewinnt!
Dann kam jener Abend, an den sich Laura
Unternährer noch bestens erinnert. «Es war
nach einem Spiel gegen Volero, als mein
Trainer mir sagte, der Club wäre an mir in-
teressiert. Ich fühlte mich geehrt.» Doch die
damals 16-Jährige wusste, dass der Wech-
sel zu Volero einer Verpflichtung gleichkam,
künftig noch mehr für den Volleyballsport
zu geben. Die Zürcherinnen streckten da-
mals die Fühler aus nach Spielerinnen, die
sie ins Projekt «Nationalmannschaft und
EM 2013» einbauen konnten. Denn die Inf-
rastruktur und die Geschäftsstelle Voleros
wird bis zur EM zum Stützpunkt der Nati.
Gefragt waren also Volleyballerinnen, die
dem Sport alles unterordnen.
«Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber
heute bin ich froh, den Schritt gewagt zu
haben.» Obwohl sie heute bei Volero, wo die
Konkurrenz im Team gross ist, mehr für ei-
nen Platz auf dem Feld kämpfen müsse als
zuvor in Biel, wo sie zur Stammsechs gehör-
te. «Von den starken Mitspielerinnen pro-
fitiere ich enorm», sagt Laura Unternährer,
und schwärmt auch von der Arbeit mit dem
Trainer Dragutin Baltic. «Er schenkt mir viel
Vertrauen und hat eine strenge, aber sehr
motivierende Art.»
An der richtigen Balance feilen
Dass die 19-Jährige unter Baltic regelmässig
zum Einsatz kommt, verdankt sie ihren Fort-
schritten in den letzten zwei Jahren. «Vor
allem in der Defensive hat sie sich extrem
gesteigert und ist ein sicherer Wert», sagt
Timo Lippuner, Assistenztrainer bei Volero
und der Nationalmannschaft. Er bewundert
zudem die Energie, die in Laura Unternäh-
rer steckt. «Sie ist immer voller Eifer bei
der Sache und bringt extreme Power mit»,
umschreibt Lippuner, was hin und wieder
aber auch in eine Schwäche kippen kön-
ne. «Manchmal will Laura zu viel, agiert zu
schnell, zu ungestüm. Aber sie lernt immer
besser, ihre Aufgaben fokussiert zu erledi-
gen.» Laura selber weiss, dass sie dem Team
vor allem auch mit ihrem starken Service
helfen kann. Aber bescheiden sagt sie: «Ich
habe noch viel zu lernen.» Bei Volero finde
sie das ideale Umfeld dafür. «Ich habe hier
alles, was ich brauche.»
Mit kleinen Schritten zu grossen Zielen
Einzig ihre Familie und Freunde, die in der
Region Biel wohnen, vermisst sie bisweilen.
Wann immer möglich reist Laura Unternäh-
rer in ihrer spärlichen Freizeit zu ihnen. Sie
weiss, dass auch ihre Angehörigen stolz wä-
ren, wenn die Aussen- und Diagonalangrei-
ferin ihr nächstes ganz grosses Ziel errei-
chen würde: Bei der EM 2013 im eigenen
Land für die Schweiz aufzulaufen und zu
punkten. «Das ist mein grosser Traum.»
Im Mai beginnt die intensive letzte Phase
der Vorbereitung mit dem Nationalteam.
«Immer wieder fasse ich Holz an, damit ich
bis dahin keine Verletzung erleide», sagt
Laura Unternährer, die in ihrer Karriere noch
keine schlimmen Blessuren erlitt – seriösem
Athletiktraining sei Dank. Ein starker Auftritt
an der Heim-EM könnte Laura Unternährer
auch auf dem Weg zu einem anderen Ziel
helfen: «Mich reizt es, irgendwann im Aus-
land zu spielen.» Vorerst nehme sie aber al-
les Spiel für Spiel, Schritt für Schritt – das
nötige Schuhwerk dazu liegt bekanntlich vor
der Haustüre bereit.
Als eine der Jüngsten im Elite-Nationalteam gehört Laura Unternährer zu den grossen Hoffnungsträgerinnen für die kommenden Jahre.
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