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S e p t e m b e r 03
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Melanie Gamma
Carl McGown streckt den Daumen hoch:
«Ihr habt hart gearbeitet, Jungs, vielen
Dank dafür.» Es ist der letzte von rund 50
Trainingstagen, den das Schweizer Natio-
nalteam an jenem Morgen in der Linth-
Arena in Näfels abschliesst. Fast drei Stun-
den schufteten die Jungs nochmals an
Technik und Taktik, um für die Universia-
de in China gerüstet zu sein. «Unsere Zeit
war begrenzt», sagt Carl McGown, «wegen
Studium oder Schule waren wir lange nicht
komplett.» Als der US-Amerikaner im Mai
mit seiner Arbeit begann, waren erst neun
Spieler verfügbar. «So konnten wir kaum am
System arbeiten», sagt McGown, der mög-
lichst alles umkrempeln wollte. Als später
bis zu 17 Spieler in der Halle standen, habe
man wieder fast bei Null anfangen müssen.
«Am Anfang stellten sich deshalb nur lang-
sam Fortschritte ein», blickt der Cheftrainer
zurück.
Go for gold!
An den ersten Tag mit Carl McGown als
Nationaltrainer erinnert sich Joël Brusch-
weiler bestens. «Er fragte uns nach unse-
ren Zielen», erzählt der Captain. Typisch
schweizerisch hätten die meisten gesagt,
sie wollten «einfach besser abschneiden»
als an der Universiade vor zwei Jahren (11.
Rang). «Da fielen Carl fast die Augen aus
dem Kopf», sagt Joël Bruschweiler, «er hak-
te nach, ob wir denn nicht mehr wollen.»
Nach einigen Diskussionen steigerten sich
die Erwartungen auf einen Top-8-Platz,
einige avisierten gar eine Medaille. Spä-
ter, bei einem Outdoor-Event, meinte Carl
McGown: «Boys, damn, we go for gold!»
Seit jenem Moment lautete das Motto der
Schweizer also: «Wir wollen Gold.»
Tiefgestapelt war dieses Ziel für die Uni-
versiade 2011 keineswegs, standen den
Schweizern doch einige grosse Nationen
als Gegner bevor. «Die wollen wir so richtig
ärgern», meinte Joël Bruschweiler im Ab-
schlusstraining, «denn wer nichts fordert,
kann auch nichts erreichen.» Letztere Aus-
sage ist ein Sinnbild für die Mentalität, die
Carl McGown in der Nationalmannschaft
entfacht hat. «Das Team hat sich stark ver-
ändert, seit er da ist», beobachtete auch Phi-
lippe Saxer, Leiter Sport Männer bei Swiss
Volley. Er lobt den Einsatz und den enormen
Willen der Spieler. «Als wir Carl engagierten,
wollten wir, dass wir künftig die Ziele hö-
her ansetzen können, dass die Spieler mehr
denn je gefördert und gefordert werden»,
sagt Philippe Saxer.
Den Ehrgeiz geweckt
Doch McGown, der im Trainerstaff der USA
sechsmal an Olympischen Spielen teilnahm,
ist mehr als ein Coach, der seine Schützlinge
drillt. Mit seiner zwar strengen, aber humor-
vollen Art liess er die neu zusammengesetz-
te Nationalmannschaft innert Kürze zu einer
verschworenen Einheit zusammenwachsen.
Joël Bruschweiler betont, der 74-Jährige sei
stets motivierend. «Er verlangt auch von
uns, immer positiv zu sein.» Wie in jenem
Moment, als Passeur Julien Carrel im Trai-
ning ein Zuspiel misslingt und er ein frust-
riertes Gesicht zieht. «Es bringt keinem was,
wenn man dir ansieht, dass du dich mies
fühlst», korrigiert ihn McGown, «sage beim
nächsten Mal deinem Angreifer lieber, dass
du den Ball weiter raus spielst.»
Spass und Disziplin
Es sind jene winzigen Details, auf die der
neue Nationaltrainer achtet. In den Trai-
nings wird bei Spielübungen jeder Fehler
und Punkt auf einem Whiteboard notiert
und am Ende die Statistik besprochen.
Höhere Pässe in der Mitte, präzisere An-
nahmen oder härtere Smashes fordert der
Cheftrainer. «Er weckte in uns allen einen
starken Ehrgeiz», findet Joël Bruschweiler,
der McGown schon in dessen Meister-
«Mit ihm kannst du nicht anders,
als Erfolg zu haben»
Seit Mai arbeitet Carl McGown als Trainer mit dem Schweizer Männer-National-
team. Der US-Amerikaner fordert mit Härte und Humor viel von den Spielern. Im
Team sorgt der 74-Jährige für einen gesunden Ehrgeiz und eine äusserst positive
Stimmung. Und er führte die Equipe an der Universiade auf Rang 8.
Assistent Michel Dufaux führt die Statistik
am omnipräsenten Whiteboard.
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