Sarina Brunner: «Der Sieg gegen Weissrussland hat sich angefühlt, als hätten wir gerade die EM gewonnen»

Nach nur einer Saison in der NLA schaffte Sarina Brunner bereits den Schritt ins Nationalteam. Dort überzeugte sie auf Anhieb mit ihrem cleveren Spiel im Angriff und einer soliden Annahme. Wie die Kerzerin die EM in Bratislava erlebt hat, was sie vom abtretenden Nationaltrainer Timo Lippuner alles lernen konnte und wieso das Schweizer Nationalteam Lust auf mehr hat, erfährst du im Portrait.

Sarina Brunner stellt sich nicht gerne in den Vordergrund. Mit ihrer ruhigen Art handelt sie nach dem Grundsatz «zuerst denken, dann reden» und überlässt gerne anderen den Platz im Scheinwerferlicht. Doch mit ihrer intelligenten Spielweise und ihren guten Leistungen auf dem Volleyballfeld während der letzten Saison beim NLA Team TS Volley Düdingen manövrierte sie sich automatisch in den Fokus der Öffentlichkeit und in denjenigen vom Schweizer Nationaltrainer Timo Lippuner.

Und so kam es dann, dass die 22-jährige Freiburgerin nach gerade mal einer Saison in der höchsten Schweizer Spielklasse bereits ein Aufgebot für das Nationalteam erhielt – und dies während einer äusserst wichtigen Phase. Ihren ersten Einsatz mit der Nati hatte Sarina nämlich während dem 2. Teil der EM-Quali im Auswärtsspiel gegen Kroatien. Sarina erinnert sich noch genau an ihr Debüt: «Ich wurde ganz am Schluss des Spiels für einige Punkte eingewechselt und war sehr nervös. Im Schweizer Shirt aufzulaufen war schon immer mein Traum, welcher in Kroatien in Erfüllung ging», so die 1.78 Meter grosse Aussenangreiferin. 

Ein Sieg, der sich wie ein Titelgewinn anfühlte

Die EM war nicht nur für Sarina, sondern für das ganze Team ein besonderes Erlebnis. Für alle Spielerinnen war es die erste EM-Endrunde und ein, wenn nicht DER Höhepunkt der bisherigen Karriere. Trotz dem Ausscheiden in der Gruppenphase bleibt der Grossanlass bei Sarina in bester Erinnerung: «Die EM war für uns alle ein Mega-Erlebnis und hat uns als Team noch mehr zusammengeschweisst. Der viele Krampf und Schweiss während der Vorbereitung war in diesem Moment wie weggeblasen und hat sich definitiv gelohnt», so die EM-Debütantin.

Vor allem die Spiele gegen Russland, wo die Schweiz den haushohen Favoriten mehr als nur ärgern konnte und das abschliessende Spiel gegen Weissrussland, als den Schweizerinnen ein Sieg gelang, bleiben der Kerzerin in bester Erinnerung. «Nach dem Matchball gegen die Weissrussinnen jubelten wir, als hätten wir gerade die EM gewonnen! Für uns fühlte sich dieser Sieg tatsächlich auch so an», blickt Sarina nochmals auf das tolle Spiel zurück.

Nach der EM 2019 ist vor der EM-Quali 2020

Nach der erfolgreichen EM-Kampagne schaut das Team schon wieder vorwärts. Bereits im nächsten Jahr wollen die Spielerinnen erneut während der EM-Qualifikation überzeugen, um die nächste EM Teilnahme gleich folgen zu lassen. Sarina äusserst sich dazu wie folgt: «Die Teilnahme an der EM in Bratislava hat in unseren Köpfen etwas ausgelöst, wir wollen definitiv mehr! Wenn wir als junges Team im Kern zusammenbleiben, ist noch viel mehr möglich!», zeigt sich die Aussenangreiferin euphorisch.

Die nächste EM-Qualifikation nimmt das Team dann unter der neuen Nationaltrainerin Saskia van Hintum in Angriff. Über den bisherigen Erfolgstrainer, Timo Lippuner, sagt Sarina: «Ich verdanke Timo trotz meiner kurzen Zeit unter ihm als Trainer viel. Er hat mir vor allem in taktischer Hinsicht vieles mit auf den Weg geben können. Zum Beispiel habe ich gelernt, mehr darauf zu achten, was auf der anderen Seite des Netzes passiert. Und auch im technischen Bereich konnte ich mich weiter verbessern». 

Playoff-Halbfinal als Ziel mit dem TS Volley Düdingen

Nun kehrt im Nationalteam aber erst einmal Ruhe ein, weiter geht es für Sarina mit ihrem Klub, dem TS Volley Düdingen. Auch in ihrer Bestätigungssaison in der NLA will Sarina eine Stütze für das Team sein und sich in der Starting-6 etablieren. Das Ziel von Düdingen, das die letzte Saison auf Rang 3 abgeschlossen hat, ist, sich erneut einen Platz unter den besten vier Teams zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, trainiert Sarina siebenmal pro Woche und blickt zuversichtlich auf die Saison 2019/2020. «Wir haben viele Wechsel im Kader, da muss die Abstimmung erst wiedergefunden werden. Doch wir merken, dass es von Training zu Training besser funktioniert». 

Roadtrips durch Europa als Erholung

Um sich noch fokussierter auf den Sport konzentrieren zu können, hat Sarina vor wenigen Wochen ihr Arbeitspensum um 20% auf 60% reduziert. Als Kauffrau im Bereich Aus- und Weiterbildung beim schweizerischen Anwaltsverband hat sie einen perfekten Ausgleich zum Volleyball gefunden. Neben dem Beruf und dem Sport bleibt ihr nicht viel Freizeit. Findet sie diese doch einmal, so verbringt sie diese gerne mit der Familie oder Freunden oder in der Natur. Auch Reisen tut die sympathische Sportlerin gerne, vor allem in Form von Roadtrips durch Europa, nun sollen die Reisen aber auch auf weiter entlegene Regionen ausgedehnt werden.

Auf die Frage nach ihren zukünftigen Plänen und ob sie sich eine volleyballerische Zukunft im Ausland vorstellen könnte, hält sich Sarina bedeckt: «Vor meiner Zeit im Nationaldress hätte meine Antwort ganz klar ‹Nein› gelautet. Doch seit der EM bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich will mich aber zuerst in der Schweizer NLA durchsetzen, bevor ich weitere Pläne schmiede», sagt Sarina. Die erste Gelegenheit bietet sich bereits am 13. Oktober und dem ersten Heimspiel Düdingens gegen den VBC Cheseaux.