Quentin Zeller in der Rolle des Routiniers in München

Nur zwei Stunden von der Schweiz entfernt, die gleiche Kultur und eine ähnliche Trainingsroutine: Vieles bleibt für Quentin Zeller gleich – und trotzdem ist alles anders.

Oktoberfest, Weisswürste und Fussball – das ist München. Doch Bayerns Hauptstadt hat weit mehr zu bieten. «Es gibt für jeden Geschmack etwas», sagt Quentin Zeller, der in der bayrischen Metropole sein neues Zuhause gefunden hat. Es hat nicht lange gedauert, bis sich der erstmals im Ausland engagierte Schweizer Aussenangreifer in München eingelebt hat. Er komme hier voll auf seine Kosten: «Ich als Restaurant- und Café-Liebhaber bin hier gut bedient», sagt Quentin. Die Stadt sei ausserdem auf das Wohlbefinden der Menschen ausgerichtet: «Es gibt eine Vielzahl an Parks und viel Kulturelles zu entdecken».

«Viele fragen mich nach meiner Meinung»

Mit seinen 28 Jahren gehört Quentin zu den Routiniers in seinem neuen Team von Haching München. Es ist eine sehr junge Teamkonstellation, zu der Quentin gestossen ist. Kaum ein anderer Spieler ist vor dem Jahr 2000 geboren – der jüngste Spieler ist erst 14 Jahre alt! Es kommt also nicht von ungefähr, dass Quentin sagt: «Viele fragen mich nach meiner Meinung, sowohl auf als auch neben dem Feld». Seine Rolle als erfahrener Spieler empfindet der Aussenangreifer als spannend und stellt fest: «Ich habe wesentlich mehr Spielzeiten auf dem Buckel als die anderen Spieler des Teams». Seine Routine hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass Quentin vor seinem Wechsel in die deutsche Bundesliga ziemlich entspannt war: «Ich habe mich vor nichts gefürchtet», sagt er. Vielmehr habe er sich auf die Veränderung gefreut: «Ich brauchte etwas Neues, nachdem ich zehn Jahre in der Schweizer NLA verbracht habe». 

«Die ersten Wochen waren hart»

Die neue Challenge hat Quentin in München gefunden. Doch als Auslandprofi zu spielen war nicht seit jeher sein Wunsch, wie er erzählt: «Ich würde sagen, dass ich nach meiner letzten Saison bei Genf angefangen habe, darüber nachzudenken.» Danach hat Quentin zwei Jahre beim amtierenden Schweizer Meister LINDAREN Volley Amriswil gespielt. Mit dem Wechsel zum Thurgauer Klub konnte Quentin einen Schritt in Richtung Professionalität machen und neue Herausforderungen, wie die Champions League Qualifikation, in Angriff nehmen: «Ich wollte meine Grenzen testen», sagt er. Eine logische Folge darauf war nun der Schritt ins Ausland. Dort gibt es für Quentin eine zusätzliche Herausforderung: «Man muss sich in einem fremden Umfeld beweisen, das war eine Erfahrung, die ich unbedingt machen wollte.» Und das gelang ihm bisher gut. «Ich konnte mich sehr schnell an die Mentalität des Teams anpassen», sagt Quentin und fügt an: «aber die ersten Wochen waren volleyballerisch hart, da ich direkt von der EM-Quali mit dem Nationalteam kam.»

Gewinnen ist nicht immer das Wichtigste

Eine Herausforderung ist auch die Meisterschaft in der deutschen Bundesliga mit dem jungen Team des TSV Haching München. Letzte Saison bildete das bayrische Team das Schlusslicht der Tabelle. Auch diese Saison überwiegen die Niederlagen. Einzig gegen den VCO Berlin konnte Quentins Team bisher triumphieren. Doch ein Sieg ist nicht immer das Wichtigste für Quentin: «Es gibt viele Spiele, in denen man schlecht spielt und trotzdem gewinnt. Für mich ist das schlimmer als eine Niederlage in einem Spiel, in dem man gut gekämpft hat». Er gibt aber auch zu: «In dieser Saison gab es auch viele Matches, in denen wir verloren haben, weil wir schlecht gespielt haben. Und das ist nicht einfach.»

In Adiletten zum Training

In München wohnt Quentin mit seiner Freundin, die mit ihm in die bayrische Metropole gezogen ist. Die beiden wohnen in einer Dachwohnung, die genug gross ist, damit sie gelegentlich Familie und Freunde einladen können. Gleich gegenüber ihrem neuen Zuhause befindet sich die Trainingshalle. «Das ist extrem praktisch. Oft gehe ich in Adiletten und Sportkleidung zur Halle», sagt Quentin schmunzelnd. Auch das Stadtzentrum ist nicht weit entfernt. An freien Tagen macht Quentin dort gerne einen Spaziergang oder geniesst einen Brunch. Viel Freizeit bleibt ihm jedoch nicht: «Die meiste Zeit ruhe ich mich aus, denn die Fahrten sind hier viel länger als in der Schweiz. Meistens kommen wir erst zwischen 3 und 4 Uhr morgens mit dem Bus zurück.»

Fürs nächste Spiel gibt es für einmal keine lange Anreise. Quentins Team trifft am Freitag, 3. Februar in der sogenannten Zwischenrunde auswärts auf den WWK Volleys Herrsching. Die Halle ist nur einen Katzensprung entfernt – 15 Minuten dauert die Anreise. Es dürfte ein spannendes Derby geben, konnten die Hachinger doch bei der letzten Begegnung bereits einen Satz gewinnen. Anpfiff ist um 20.00 Uhr.

Beende den Satz ...

Mir kann man eine Freude machen mit... einem Kaffee.

Was ich an meiner Heimat vermisse, ist... die Effizienz und Genauigkeit.

Was mir am meisten Angst macht, ist... Eintönigkeit.

Wenn ich wütend bin,... sorge ich dafür, dass es alle wissen.

Mein «Guilty Pleasure» ist... ein Ben & Jerry Eis beim Filmschauen.

In fünf Jahren bin ich... wahrscheinlich am Humpeln.

Meinem zehnjährigen Ich würde ich raten,... etwas weniger ernst zu sein.

Ich bin stolz darauf,... all diese Erfahrungen gemacht zu haben.

Viele Leute wissen nicht, dass... ich nicht mehr als drei Namen von bekannten Volleyballspielern nennen kann.

Am besten gefällt mir am Volleyball... der mentale Aspekt.