Maja Storck: Sportlich top – und dennoch erlebt Maja Storck das härteste Profijahr ihrer Karriere

Maja Storck und Laura Künzler, aktuell die beiden einzigen Schweizer Auslandprofis, haben nach ihren Klubwechseln einen weiteren Schritt nach vorn getan. Nach zwei Jahren bei Aachen, spielt Maja Storck (22) bei Dresden nun um die deutsche Meisterschaft mit.

Der Wechsel von Maja Storck ist ein Schritt an die Spitze der deutschen Bundesliga: Der Dresdener SC 1898 steht nach 8 Siegen aus 10 Partien hinter Stuttgart an zweiter Stelle der Tabelle. Einziger sportlicher Wermutstropfen: der Pokalsieg ist nach dem Ausscheiden im Halbfinal gegen SSC Palmberg Schwerin nicht mehr möglich.

Rahmenbedingungen top – Ansprüche entsprechend hoch

Es ist ein sportlicher Aufstieg in jeder Hinsicht. «Schon in Aachen war alles sehr professionell organisiert. Aber hier ist nochmals alles auf einem höheren Level, in jeder Hinsicht», vergleicht Storck. So gibt es individuelles Krafttraining, jeden Tag ist der Physiotherapeut im Training mit dabei, es stehen Kompressionshosen und Eisbäder zur Verfügung. 

Storck ist ein Wunschtransfer für Dresden. «Maja hatte ich schon seit Jahren im Auge», sagt Trainer Alexander Waibl auf der Klub-Homepage.

Allerdings hat die noch immer sehr junge Schweizerin schnell zu spüren bekommen, dass das Anspruchsniveau Schritt zu halten hat mit den guten Rahmenbedingungen. «Der Trainer hat von Anfang an viel gefordert von mir und spricht ziemlich direkt an, wenn er nicht zufrieden ist. Man spürt, dass Dresden um den Titel mitspielen will und wir eigentlich nie der Underdog sind. Da habe ich mir am Anfang doch auch selber viel Druck gemacht und noch nicht die Topleistung gebracht. Ich wollte aber nicht in die Opferrolle kommen und habe inzwischen meinen Rhythmus gefunden», beschreibt Storck den nicht einfachen Einstieg.

In 5 von 10 Partien MVP

Die Steigerung und konkrete Fortschritte blieben aber nicht aus. So feilte Storck intensiv am Sprungservice, den sie erst letzte Saison so richtig einzubauen begann. Und im Angriff will die Diagonalangreiferin mehr Varianten einstreuen: «Ich sollte nicht nur Winkel schlagen, sondern gegen einen Doppelblock vermehrt auch mal die Hände suchen.»

Dass Storck inzwischen in den ersten fünf von zehn Spielen Partien als MVP (wertvollste Spielerin) ausgezeichnet wurde, spricht für sich. Die Schweizerin – nebst vier Amerikanerinnen die 5. Ausländerin – ist in Dresden angekommen. Sie ist zu einer unverzichtbaren Grösse geworden, in einem ausgeglichenen Kader, wo auf der Ersatzbank einige junge und hungrige Spielerinnen die interne Konkurrenz befeuern.  

Alles wäre bestens, wenn da nur nicht...

Auch mit dem Umfeld ist Storck sehr zufrieden: «Dresden ist eine wunderschöne Stadt, mit der Elbe mittendurch, mit der Altstadt, der Oper, den Kirchen. Und die Leute sind hier nicht so gestresst wie in anderen Städten.»

Auch mit der Wohnsituation ist Storck glücklich. Sie wohnt alleine in einer Zweizimmerwohnung, etwas ausserhalb, aber ganz in der Nähe der Halle:  

«In meiner Wohnung mit coolem Balkon fühle ich mich sehr wohl.» Und ganz alleine ist sie ja doch nicht: Die tägliche Gesellschaft von Kater Kiwi, der mit ihr sogar kleine Spaziergänge unternimmt, bedeutet ihr viel. Und ab und zu kommen ein paar Spielerinnen auf einen Racletteabend vorbei.

...die Corona-Pandemie wäre.

Allerdings fehlt ihr zum Rundum-Wohlsein in den Zeiten der Pandemie doch etwas ganz Wesentliches: Die Familie und Freund Tim. Die Eltern konnten zwar einmal nach Dresden kommen, zu ihrem 22. Geburtstag am 8. Oktober. Und einmal weilte Storck für einen Blitzbesuch für 24 Stunden in der Schweiz. Nicht mal über Weihnachten-Neujahr konnte Storck in der Schweiz etwas Familienzeit geniessen, weil wegen der Absage der EM-Qualifikation das geplante Vorbereitungscamp ausfiel und Dresden  auch zwischen den Festtagen ein Meisterschaftsspiel austrug (3:0 gegen Potsdam). Immerhin aber war es umgekehrt möglich: Ihre Eltern und Freund Tim konnten über Weihnachten nach Dresden anreisen.  

Somit verbringt sie zwangsläufig viel Zeit mit sich alleine, was auf die Länge an ihrer psychischen Verfassung nagt: «Ich muss sagen, dass diese Situation alles andere als einfach ist. Vieles ist geschlossen und wenn ich einmal zwei Tage frei habe, kann ich auch nicht weg. Auch wenn es sportlich gut läuft, sind diese Zeiten schon sehr hart.»

Tee-Degustation der speziellen Art

Ein Lichtblick war ein spezieller Austausch während der Adventszeit: Sie schickte ihrer Mutter nach Münchenstein einen Adventskalender zu, der in jedem Tagestörli einen Teebeutel verbarg. Und weil Tochter Maja den genau gleichen Adventskalender bei sich zu Hause in Dresden hängen hatte, konnten die beiden Teeliebhaber via Skype über die tägliche Degustation fachsimpeln.  

Dazu versucht sie, so gut wie möglich den Kontakt zu anderen Freundinnen aufrecht zu halten, etwa zu Laura Künzler. Und auch Julie Lengweiler (Viteos NUC) ist zu einer guten Freundin geworden. Die beiden tauschen sich öfters über ihre Spiele – vor allem aber über alles andere aus. 

Tröstlich, dass es in volleyballerischer Hinsicht stimmt. Der Saisonstart war zwar nicht ideal, weil Dresden nach einem Testspiel anfangs September gleich 2 Wochen in Quarantäne und dann ohne weitere Freundschaftsspiele in die Saison starten musste. Nach zwei frühen Niederlagen – den einzigen zwei bisher – lief es dann immer besser. «Ich denke, unser Peak wird erst noch kommen», ist Storck überzeugt. Sie macht in Dresden, wo sie einen Einjahresvertrag unterschrieben hat, momentan beste Werbung in eigener Sache. Sportlich läuft es Maja Storck also top, aber mental ist das Corona-Jahr das bisher anspruchsvollste für die Spielerin, die in ihrem noch kurzen Profileben immer wieder neue grosse Herausforderungen zu meistern hat.

©Swiss Volley by Andreas Eisenring