Luca Ulrich: «Emotionen, wie ich sie im Sport erlebt, erlebe ich nirgendwo sonst im Leben»

Luca Ulrich ist eines der grössten Volleyball-Talente der Schweiz. 2015/2016 wurde er in seiner ersten Nationalliga-A Saison als «Youngster of the Year» ausgezeichnet, im vergangenen Jahr überzeugte er zusammen mit dem Nationalteam auf europäischer Bühne und in dieser Saison erhielt er den Award des «Best Swiss Player» überreicht. Und geht es nach den Plänen des bodenständigen Luzerners, wird seine Karriere auch weiterhin steil nach oben verlaufen.

Aufgewachsen ist Luca Ulrich in Zell im Kanton Luzern. Als Junior spielte der heute 22-Jährige im 2. Liga-Team des VBC Willisau. Gecoacht wurde das Team von seinem Vater Peter Ulrich, der 1985 mit Leysin Schweizermeister wurde und selber 20-mal für das Schweizer Nationalteam auflief. Ulrich Junior wechselte schliesslich nach kurzer Zeit beim VBC Willisau zu Volley Luzern in die NLB und konnte mit dem Team bereits in seiner zweiten Saison den Aufstieg in die höchste Schweizer Spielklasse realisieren. Und bereits in seiner ersten Saison in der NLA wurde Luca mit dem Award des «Youngster of the Year» prämiert.

Nach einem kurzen Abstecher zu Lausanne UC kehrte der hochgehandelte Volleyballer zu Volley Luzern zurück, bevor er auf die Saison 2018/2019 hin zu Volley Schönenwerd wechselte. Und auch bei den Solothurnern brauchte der 1.96 Meter grosse Aussenangreifer keine Anlaufzeit, um sich im Teamgefüge zurechtzufinden. Die Qualifikation beendete Volley Schönenwerd auf dem zweiten Rang und Ulrich wurde als Mobiliar Topscorer seines Teams ausgezeichnet. Der sympathische Luzerner bleibt aber bescheiden: «Ich finde die Kampagne des Mobiliar Topscorer eine super Sache, allerdings ist dies für mich eher nicht so bedeutend. Meine Konstanz hat mir sicher dabei geholfen, viele Punkte für das Team zu sammeln, aber ich kann und will mich in jedem Aspekt noch weiterentwickeln», ist sich Ulrich bewusst.

Für Volley Schönenwerd resultierte am Ende der Saison schliesslich der 3. Platz. In den Playoff-HaIbfinals gegen den Lausanne UC zogen die Solothurner zwar den Kürzeren, konnten sich aber im Duell um Bronze gegen Volley Luzern behaupten. Im Playoff-Viertelfinal gegen den VBC Uni Bern spielte Luca ausserdem gegen seinen drei Jahre jüngeren Bruder Lars, der bei den Hauptstädtern auf der Zuspieler-Position die Bälle verteilt. «Klar war das eine spezielle Situation für mich, aber auf dem Feld konnte ich dies gut ausblenden», so der erfahrenere der beiden Brüder. Und auch für die Familie der Ulrichs dürfte die Begegnung eine nervenaufreibende Sache gewesen sein: «Meine Eltern wollten mir partout nicht sagen, wen von uns sie im Playoff-Viertelfinal mehr unterstützen. Ich glaube aber, dass sie eher für Lars waren – der Bonus des Jüngeren halt», meint Luca lachend. 

Ein Leben zwischen Biologie-Studium und Sport

Nebst dem Sport studiert der gebürtige Zeller gegenwärtig Biologie im vierten Semester an der Universität in Zürich. «Die Materie interessierte mich schon immer, unter anderem das Gebiet rund um die Genetik finde ich sehr spannend», so der Bachelorstudent. Da er beinahe täglich 1–2 Trainings in der BetoncoupeArena in Schönenwerd absolviert und rund 45 Minuten fürs pendeln von seinem Wohnort in Zürich zum Training aufwenden muss, bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Aktivitäten. «Klar wäre etwas mehr Freizeit ab und zu schön, aber der Sport gibt mir extrem viel zurück», relativiert Ulrich im selben Atemzug. Seinen Bachelor will er möglichst bald abschliessen, um die Belastung von Ausbildung und Sport etwas zu reduzieren. «Die Universität ist zum Glück relativ flexibel, was die Planung meines Studiengangs anbelangt. Dennoch möchte ich bis zu meinem Bachelordiplom höchstens ein zusätzliches Semester aufwenden müssen», so Luca zu seinen schulischen Plänen. Und steht ihm trotz Studium und Volleyball einmal ein wenig Freizeit zur Verfügung, so verbringe er diese gerne zusammen mit seiner Familie oder Freunden um einfach einmal richtig abzuschalten.  

Ruhender Pol im Nationalteam

Luca Ulrich spielt nicht nur im Verein Volleyball, sondern hat auch alle Stufen der Schweizer Auswahlen durchlaufen – vom Jugend- über das Junioren- bis ins Elite-Nationalteam. Und aus letzterem ist der abgeklärte Angreifer kaum mehr wegzudenken. Mit seiner positiven Art und abgeklärten Spielweise bringt er Ruhe und Ordnung ins Spiel der Schweizer. Für Luca ist es eine grosse Ehre, die Schweiz im Volleyball vertreten zu dürfen. «Es war ein Kindheitstraum von mir, einmal für die Schweizer Nationalmannschaft spielen zu können. Dass ich dies erreicht habe, macht mich schon auch stolz», so Ulrich. 

Switzerland – most improved country 2018

Das Schweizer Nationalteam hat eine hervorragende EM-Qualifikation gezeigt, auch wenn es am Ende nicht ganz für eine Teilnahme an der Endrunde gereicht hat. Dies zeigt auch der Umstand, dass die Schweiz im internationalen Ranking der FIVB als «most improved country 2018» aufgeführt wird. Um sage und schreibe 83 Plätze hat sich die Schweiz im Jahr 2018 verbessert und liegt neu auf Rang 54. Ulrich nennt verschiedene Faktoren für diesen erfreulichen Umstand, ein wesentlicher sei der super Trainer und Trainerstab. «Mario Motta und der gesamte Staff verstehen es ausgezeichnet, aus uns Spielern eine verschworene Einheit zu formen», so der 38-fache Internationale und fügt an: «Wir haben zwar keinen absoluten Topsspieler in unseren Reihen, aber mit dem Teamspirit, extrem intensiven Trainingseinheiten und vollem Einsatz eines jeden Einzelnen versuchen wir dies zu kompensieren». Und das offensichtlich mit Erfolg!

Als nächstes steht für einen Grossteil des Teams die Universiade in Napoli auf dem Programm. Dort warten diesen Sommer nebst Italien und Argentinien auch weitere attraktive Gruppengegner auf die Schweiz, so zum Beispiel die Japaner. Ulrich freut sich: «Ich spiele gerne gegen asiatische Mannschaften, die spielen teilweise völlig unkonventionelle Spielzüge und Kombinationen, da weiss man nie, wo der Ball gerade hinkommt», meint er schmunzelnd. 

Spielt Luca schon bald in Italien?

Wenn es nach ihm geht, ja! Lucas Ziel ist es, seine sportliche Karriere demnächst einmal im Ausland fortzuführen. Am liebsten in Italien, der besten Liga der Welt, wie Ulrich findet. Als Gründe für seinen Antrieb, Volleyball auf höchstem Niveau zu spielen und so viel Zeit in den Sport zu investieren, nennt Luca vor allem die vielen Emotionen, die der Mannschaftssport hervorbringt. «Als Volleyballer verbringst du so viel Zeit mit dem Team, dass daraus enge Freundschaften entstehen. All die Emotionen, die ich durch den Sport erlebe, kann ich mit der Mannschaft teilen. Das finde ich extrem toll und gibt es wohl nirgendwo sonst im Leben», so der Teamplayer. In der nächsten Saison spielt Ulrich sicherlich nochmals in der Schweiz, obwohl noch nichts unterschrieben sei, wie er sagt. Zeitlichen Druck für einen Wechsel ins Ausland möchte er sich aber nicht auferlegen. Klar scheint einzig: spielt Ulrich ähnlich erfolgreich wie in den letzten Jahren und arbeitet weiterhin fleissig an sich, dürfte dies auch von den Scouts in den ausländischen Top-Ligen nicht lange unbemerkt bleiben ...

Entweder – oder?

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Antwort

Malediven oder Zermatt

Malediven

Joggen oder Yoga

Yoga, aber mache beides nie J

Schönenwerd oder Willisau

(Lacht) Schwierig … eher Schönenwerd

Block oder Angriff

Angriff

Coiffeur oder Massage

Gehört beides zu meinen Favoriten

Sommerzeit oder Winterzeit

Sommerzeit

iPhone oder Samsung?

iPhone

Wandern oder gamen?

Beides nicht so meins. Gerne die Aussicht in Bergen, aber lieber mit dem Bähnli hochfahren J

Blick oder NZZ?

NZZ