Laura Künzler: «Es ist toll, an einem Ort anzukommen, an dem man sich wohlfühlt»

Laura Künzler ist zurück in der deutschen Bundesliga. Die Schweizerin berichtet, warum sie sich für eine Rückkehr entschieden hat, was sie nach Wiesbaden gezogen hat und wie sie die Zweifel über ihr Profidasein überwunden hat.

Man hört Laura Künzler förmlich an, wie gut es ihr in ihrem neuen Zuhause geht. Die 24-Jährige Schweizerin ist nach zwei Jahren in der französischen Nationalliga A in die 1. deutsche Bundesliga zurückgekehrt und spielt nun beim VC Wiesbaden. «Die Stadt ist richtig cool! Wir wohnen in einer wunderschönen Nachbarschaft, die nur zehn Gehminuten vom Wiesbadener Stadtzentrum entfernt liegt.» Wir, das sind Laura und ihr Freund Leon Dervisaj, der auch Volleyballspieler ist und in der 1. Bundesliga bei United Frankfurt spielt. Es ist das erste Mal, dass die beiden zusammenwohnen.

Auf die Frage, was sie nach Deutschland zurückgezogen hat, antwortet die Schweizerin: «Ich habe mich in der Bundesliga schon immer wohlgefühlt. Besonders die Struktur und die Professionalität hierzulande schätze ich sehr und wie viel rund um die Liga gemacht wird. Insbesondere die unterschiedlichen Einzelrankings – da gibt es MVP, Angriffs- und Serviceranking – machen das Spielen in Deutschland für viele Spielerinnen und Spieler sehr attraktiv.» Natürlich war die Vertragsverlängerung von Leon ein weiterer Grund nach Deutschland zurückzukehren, denn: Für die beiden war bereits anfangs Saison klar, dass sie gerne zusammenziehen möchten. «Als dann der VC Wiesbaden Interesse an einer Zusammenarbeit zeigte, war das für mich ein riesiges Glück.» Der neue Club war es schlussendlich auch, der den beiden eine Wohnung zur Verfügung stellte. Dafür ist Laura sehr dankbar. «Es ist ein schönes Gefühl, wenn man weiss, wie sehr sich ein Club um einen kümmert.»

Neue Stadt, neuer Trainer, neues Team

Auch die Aussicht auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer, Benedikt «Bene» Frank, motivierte Laura. «Bene ist jemand, der die Spielerinnen früh abholt und ihnen Vertrauen schenkt. Dies tut er, indem er oft den direkten Austausch mit uns sucht.» Aber nicht nur der Trainer machte den Wechsel zum VC Wiesbaden für Laura attraktiv. «Mit einer Olympia-Siegerin im Team zusammenzuspielen ist etwas sehr Spezielles und inspiriert mich extrem.» Diese bewundernden Worte gelten der amerikanischen Libera Justine Wong-Orantes, die dieses Jahr mit dem amerikanischen Team die Goldmedaille in Tokio holte. Justine ist eine von fünf Amerikanerinnen im Team. Neben ihnen und der Schweizerin stehen noch eine Schwedin, eine Slowakin und eine Tschechin sowie viele deutsche Talente beim VC Wiesbaden unter Vertrag. Ein ziemlich internationales und zudem junges Team. Doch die Spielerinnen verbindet eines: «Wir alle arbeiten hart und haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: Zusammen wachsen. Genau diese Mentalität gefällt mir.» 

Doch nicht nur im Training verbringen die Teamkolleginnen viel Zeit miteinander. Oft trifft man sie auch ausserhalb der Sporthalle zusammen an. «Wir verstehen uns alle sehr gut und unternehmen gerne etwas in der Gruppe. Am meisten Zeit verbringe ich mit Justine und Lilly. Wir sind die grossen Kaffeetrinkerinnen in unserem Team und ich kann die beiden immer für eine Tasse begeistern», schmunzelt die Schweizerin. «Ich glaube, es ist wichtig, dass man auch neben dem Feld gut miteinander auskommt. Genauso wichtig ist es, ehrlich miteinander zu sein, zu kommunizieren, sich in Diskussionen einzubringen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.»

The perks of NOT being a wallflower

Natürlich ist es nicht immer einfach, sich in ein neues Team einzufinden. Laura weiss dies aus erster Hand: «In meiner Debüt-Saison im Ausland fiel es mir nicht leicht, sofort Kontakte zu knüpfen. Da war ich eher noch zurückhaltend und habe das Geschehen meist eher beobachtet», erinnert sie sich zurück. «Aber wenn ich etwas in meiner Zeit als internationale Volleyballspielerin gelernt habe, dann, dass es sich lohnt, auf andere Menschen zuzugehen und sich ihnen gegenüber zu öffnen. Dazu gehört auch etwas über sich selbst zu erzählen, denn nur so können sich deine Mitmenschen ein Bild von dir machen.» Freundschaften zu knüpfen ist Laura extrem wichtig, egal wo sie ist. Und es ist auch ein Aspekt an ihrem Profileben, den sie sehr schätzt. «Es ist schön, wenn man dank des Sports Freundschaften fürs Leben schliesst und das an ganz unterschiedlichen Orten.»

Zweifel in der Corona-Pandemie

Es ist nun bereits das fünfte Jahr, das Laura im Ausland spielt und in all der Zeit kamen auch mal Zweifel bezüglich ihrer Karriere auf. «Das letzte Jahr war schwierig. Ich hatte die Freude am Profidasein etwas verloren. Einfach aus dem Grund, dass durch Corona der direkte Kontakt zu den engsten Mitmenschen nicht mehr möglich war und es zudem schwieriger wurde, neue Freundschaften neben dem Feld zu knüpfen.» Dies führte dazu, dass sich Laura intensiv damit auseinandersetzte, wie sie in ihrer Zukunft weitermachen will und sich fragte, wo ihre Prioritäten liegen. Schnell war für sie klar, dass es nicht mehr das beste Team oder das beste Angebot war, nachdem sie strebte. «Der Zeitpunkt war gekommen, da ich merkte, dass ich jetzt auf mein Herz hören muss. Es ging mir nicht mehr nur darum, für das beste Team zu spielen oder das beste Angebot zu bekommen.» Sie entschied sich zum Schluss für Wiesbaden, für ihre Beziehung zu Leon und dafür, den Druck, der seit Jahren als Profispielerin auf ihr lastet, etwas zu vermindern. Und dies war genau die richtige Entscheidung.

«In dieser Saison habe ich endlich wieder gemerkt, wie viel Freude mir der Sport eigentlich macht. Beim VC Wiesbaden zu spielen, bedeutet vielleicht nicht, dass wir zu den Spitzenreiterinnen gehören oder wir jedes Spiel gewinnen. Aber wir haben uns Ziele gesteckt und schauen uns vor allem den Prozess an.» Zum Schluss resultiert Laura: «In all den Jahren habe ich gelernt, ehrlich zu mir selber zu sein. Ich weiss nun, dass ich nicht immer alle Erwartungen von den Leuten um mich herum erfüllen muss, sondern, dass ich selber entscheide, wie meine nächsten Schritte aussehen.» 

Entweder – oder?

Block- oder Angriffspunkt?Angriffspunkt
Kochen oder backen?Kochen
Eis oder Schoggi?Schoggi
Draussen oder drinnen?Draussen

Roadtrip mit dem Fahrrad oder im Mini Van?

Im Mini Van
Ass durch Float- oder durch Sprungservice?Sprungservice
Club oder Bar?Club
Selber kochen oder auswärts essen?Auswärts essen
Vor dem Match bist du die Ruhe selbst oder ein Nervenbündel?

Vor besonderen Spielen bin ich schon manchmal unruhig. Die Nervosität legt sich aber, sobald ich auf dem Feld stehe. Ich würde jedoch sagen, dass ich grundsätzlich schon eher ruhig bin.

Montag oder Freitag?Freitag
WhatsApp-Nachricht oder Anruf?WhatsApp-Anruf