Laura Künzler: «Das war eine schwierige Zeit»

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Nationalteam-Captain Laura Künzler hat schmerzliche Erfahrungen hinter sich: ein Bänderriss stoppte ihre Vorbereitung auf die zweite Bundesliga-Saison abrupt. Das war ein empfindlicher Dämpfer für eine Spielerin, bei der es bisher fast immer nur in grossen Schritten aufwärtsging.

Es passierte am 16. September, in einem Training mit ihrem bayrischen Klub, den Roten Raben Vilsbiburg, bei einer Blockaktion. «Eine Mitspielerin geriet zu nahe ans Netz und da hat es mir schon in der Luft regelrecht die Füsse weggehauen», erinnert sich Künzler an den «rabenschwarzen» Moment. Die Landung unkontrolliert, ein Schreckmoment. Die böse Ahnung bestätigte sich bald: Bänderriss im rechten Fuss – der «Volleyball-Klassiker».

«Drei Jahre nach dem linken Fuss hat es mich nun rechts erwischt. Ich habe mich nach dem Nationalteam und dem Aufbautraining so richtig wieder auf die Spiele mit dem Klub gefreut und war dann plötzlich wochenlang out», bedauert Künzler. Lange war unklar, ob eine Operation nötig sei, doch dann hat man sich für die konservative Heilung entschieden. Das bedeutete: täglich nach Landshut in die Reha, zu Physiotherapeut Toni Brandmeier, der auch Athletikcoach bei Vilsbiburg (Niederbayern) ist. Zwar habe sie den Kontakt zur Mannschaft gehalten, indem sie vielen Trainings beiwohnte, aber das sei halt schon nicht das richtige Volleyballleben.

Wichtig ist eine Vertrauensperson

Für die 21-jährige Aussenangreiferin war das eine harte Zeit, so weit weg von zu Hause, praktisch ohne Bezugspersonen aus dem persönlichen Umfeld. Da bleibt viel Zeit, auch für verunsichernde Gedanken. «In einer solchen Situation ist es sehr wichtig, dass man eine Vertrauensperson hat, der man alles sagen kann.» Diese moralische Stütze hat Laura in einer ehemaligen Teamkameradin gefunden, die jetzt nicht mehr bei Vilsbiburg spielt, aber in der Nähe wohnt und eine gute Freundin geblieben ist.

Die täglichen, hundertfach wiederholten Aufbauübungen in der Physiotherapie zahlten sich aus. Die Fortschritte waren so gross, dass Künzler zu Saisonbeginn, keine zwei Monate nach dem Unfall, bereits wieder Teileinsätze im Cup bestreiten konnte.

Doch im ersten Meisterschaftsspiel auswärts gegen Aachen (mit Maja Storck, 1:3-Niederlage) und im ersten Heimspiel gegen Wiesbaden (3:0-Sieg) wurde sie von Klub-und Nationaltrainer Timo Lippuner mehr forciert, als beiden lieb war, weil mehrere Spielerinnen angeschlagen waren. Künzler büsste dafür mit immer wieder aufkeimenden Schmerzen. «Während des Spiels spüre ich wegen des Adrenalins eigentlich nichts. Aber danach, wenn ich das Tape entferne, dann beginnt es stark zu pulsieren und mein Fuss schwillt zwischenzeitlich wieder an», erklärt sie die Gratwanderung.

Es braucht also noch etwas Geduld, bis sie die Höchstbelastungen ohne Nebenwirkungen erträgt. Dennoch ist sich die 188 cm grosse Angreiferin sicher, dass sie für die beiden entscheidenden EM-Qualifikationsspiele anfangs Januar wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sein wird.

Reifeprozess

Trotz ihrer erst 21 Jahre legt sie bereits ein erstaunlich abgeklärtes Auftreten an den Tag, gerade auch in dieser für sie sehr schwierigen Zeit. Man kann diesem Rückschlag also durchaus auch einen positiven Aspekt abgewinnen: «Dank» der Verletzung macht Künzler momentan einen Reifeprozess der anderen Art durch, der einiges an Durchhaltewillen und viel, viel Geduld erfordert.

Zwei Freundinnen mit Vorbildfunktion

Maja Storck und Laura Künzler sind nicht nur im Sport Freundinnen, sondern auch sonst im Leben. Sie haben die Gelegenheit, sich rund um das denkwürdige Duell zwischen Aachen und Vilsbiburg am 10. November zu treffen, ausgiebig genutzt: Sei es am Mittagstisch in der WG Storck, beim Einkaufsbummel oder beim Schlendern durch den Stadtpark – die beiden hatten viel auszutauschen und viel zu lachen. Und sie hoffen, dank ihrem Tun auch andere Schweizer Talente zu animieren.

«Wir trainieren und spielen hier auf hohem Niveau und davon können wir unseren Natikolleginnen sicher einiges weitergeben», meint Storck. Und Künzler äusserst sich zur Vorbildfunktion: «Wir sind sicher auch Vorläuferinnen. Es ist nicht das Einfachste, aus der Schweiz wegzugehen und nur auf Volleyball zu setzen. Ich glaube, das gibt anderen Spielerinnen, die ebenfalls diesen Traum haben, den Mut sich zu sagen, wieso soll ich das nicht auch versuchen?»

Nationaltrainer Timo Lippuner ist erfreut ob dieser Entwicklung: «Es ist natürlich toll, dass die zwei den Schritt zur Profispielerin gewagt haben. Das war schon immer mein grosses Anliegen, Profis fürs Ausland auszubilden. Das ist die Visitenkarte, die wir mit dem Nationalteam abgeben wollen.»  

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©Swiss Volley by Andreas Eisenring (Fotos: Andreas Eisenring)