Julie Lengweiler im Höhenflug auf Teneriffa

Seit dieser Saison spielt Julie Lengweiler für La Laguna Teneriffa in der spanischen Superliga.

Vom hohen Norden zog es die Thurgauerin Julie Lengweiler diese Saison aufs sonnige Teneriffa. Dort schmettert die Diagonalangreiferin in der spanischen Superliga die Bälle zünftig zu Boden. Es ist die zweite Saison, in der Julie als Volleyballprofi im Ausland engagiert ist. In ihrer ersten Saison als Swiss Volley Pro Abroad lief die Diagonalangreiferin für Pölkky Kuusamo in Finnland auf. 

Alles, was sie anfasst, wird zu Gold

Nachdem sie zuvor mit Viteos NUC Schweizer Meister wurde, ging ihre Erfolgsserie in Finnland weiter. Mit ihrem Team holte sie sich nicht nur den finnischen Meistertitel, sondern wurde auch noch Cupsiegerin! Man kann also sagen: Alles, was sie anfasst, wird zu Gold. Das sollte sich auch auf Teneriffa nicht ändern. Als Saisonauftakt holte sich La Laguna den Sieg im Supercup. Und erst diese Woche kürte sich Julies Team zum spanischen Cupsieger. Auch in der Meisterschaft läuft’s rund: Julies Team steht auf Rang 3 und damit schon sicher im Playoff Viertelfinale. International konnte La Laguna in der Champions League bis in die Gruppenphase vorrücken. Erst dort musste sich Julies Team gegen Topteams aus der Türkei, Polen und Deutschland geschlagen geben. Die internationalen Erfolge, die La Laguna bereits letzte Saison zeigen konnte, waren auch der Grund, wieso Julie sich für den Transfer auf die kanarische Insel entschieden hat. Nach der erfolgreichen Saison in Finnland wusste sie: «Ich wollte eine neue Challenge. La Laguna hatte gute internationale Leistungen gezeigt, daher war das Angebot sehr interessant für mich.» Den Wechsel nach Teneriffa bereut Julie überhaupt nicht. «Es gefällt mir gut auf Teneriffa», sagt sie.

Die optimale Wohnsituation

Es sind aber nicht nur die Erfolge mit La Laguna, die dazu beitragen, dass sich Julie wohlfühlt auf Teneriffa. In ihrem neuen Zuhause wohnt sie nämlich mit ihrem Freund zusammen. «Tatsächlich ist mein Freund mit mir nach Teneriffa gezogen», erzählt Julie strahlend. Letztes Jahr, als Julie in Finnland spielte, haben die beiden noch eine Fernbeziehung geführt. Umso mehr schätzen sie die neue Situation. «Diese Saison hat er ein Jobangebot erhalten, welches es ihm erlaubte, Vollzeit von zuhause aus zu arbeiten und dies auch zu den Zeiten, zu denen es für ihn am besten passt. Dementsprechend war klar, dass es realistischer wurde, zusammen zu leben und keine Fernbeziehung mehr zu führen», erklärt Julie. Zusammen wohnen sie in einer grossen Wohnung unweit der Trainingshalle, was Julie gefällt: «Vieles ist zu Fuss erreichbar, was es sehr einfach und gemütlich macht.»

«Wir verlieren wertvolle Zeit, um uns zu regenerieren»

Das Leben auf der Sonneninsel Teneriffa mit Strand, Meer und Wärme hat sicherlich seine Vorzüge. Doch für Julie und ihr Team bringt es auch seine Tücken mit sich. Dadurch, dass Teneriffa eine Insel ist, muss Julies Team bei allen Auswärtsspielen eine lange Anreise auf sich nehmen. Alle Auswärtsspiele finden nämlich auf dem spanischen Festland statt. Hinzu kommen die Champions League Spiele, die überall in Europa stattfinden. «Wir fliegen daher mindestens jede zweite Woche und verlieren so wertvolle Zeit, um uns zu regenerieren», erklärt Julie.

Jeder kann jeden schlagen

Die Anreise an Auswärtsspiele mag zwar weit sein, doch das Niveau der einzelnen Teams ist alles andere als weit auseinander. «Alle Teams der Liga liegen in Sachen Punkte und Niveau ziemlich nah beieinander», stellt Julie fest. So könne man gegen jedes Team, insbesondere an Auswärtsspielen, Punkte abgeben, wenn man nicht sein bestes Spiel zeige. Für die Schweizer Diagonalangreiferin ist dies eine willkommene Herausforderung: «Ich finde das sehr cool, es erfordert jedes Mal hohe Konzentration.» Darin sieht Julie auch den grössten Unterschied zur finnischen Liga: «In Finnland war das definitiv anders, dort gab es grössere Niveauunterschiede zwischen den Teams.»

«Ich probiere mindestens einmal in der Woche ein neues Restaurant aus.»

Neben dem Volleyball bleibt Julie nicht viel Zeit für Freizeitaktivitäten. In volleyballfreien Stunden arbeitet sie viel für ihr Psychologiestudium, welches sie an einer Schweizer Fernuni absolviert. Dies ist auch ein Grund dafür, wieso Julie das Erlernen der spanischen Sprache vernachlässigen musste: «Ich muss zugeben, dass ich nicht so viel in die Sprache investiert habe, wie ich es gerne getan hätte. Neben dem Studium blieb mir dieses Jahr wenig Zeit übrig.» Dennoch versteht Julie das Wichtigste: «Wenn es ums Volleyball geht, verstehe ich eigentlich alles.» Auch Essen bestellen kann Julie problemlos auf Spanisch. Glück gehabt, denn Julie schwärmt von der spanischen Küche: «Die Insel bietet so eine gute Küche mit sehr vielen verschiedenen Angeboten. Ich probiere mindestens einmal in der Woche ein neues Restaurant aus und koste mich durch die spanische und kanarische Küche.»

Doch vorerst konzentriert sich Julie auf ihre ambitionierten Ziele im Volleyball: «Meine persönlichen Ziele sind es neben dem Supercup auch den Cup und die Meisterschaft zu gewinnen. Ausserdem will ich an meinem eigenen Spiel weiterarbeiten. Ich habe im Sommer viel in meine Physis investiert und möchte dies in mein Spiel integrieren.»

Julies Team bestreitet in der Meisterschaft noch vier Spiele, bevor die Playoffs starten. Das nächste Spiel findet am Samstag, 25. Februar statt.

Beende den Satz

Man kann mir eine Freude machen mit… kleinen Aufmerksamkeiten oder kleinen Geschenken, wie einem Kaffee am Gameday, guter Schokolade oder wenn man ungefragt die Wäsche aufhängt. 

An meiner Heimat vermisse ich… geheizte Wohnungen und geheizte Hallen. Ich friere auf dieser Insel unerwartet häufig.

Am meisten Angst habe ich vor… grossen Kakerlaken.

Wenn ich wütend bin… merkt man mir dies sehr schnell an. Ich kann mich aber auch meistens schnell wieder beruhigen.

Mein guilty pleasure ist… Schokolade! Esse ich praktisch täglich.

In 5 Jahren bin ich… hoffentlich immer noch mit Freude am Volleyball spielen und habe mein Psychologiestudium abgeschlossen.

Meinem 10-jährigen Ich würde ich raten… den Mut zu behalten, gross zu träumen, mit diesen Träumen zu wachsen und auch den Mut zu haben, diese Träume anzupassen.

Ich bin stolz darauf… wie ich meinem Weg gehe und ich durch ihn mehr zu mir gefunden habe.

Viele wissen nicht, … dass ich letzten Sommer zwei Monate als Vertretungslehrerin im Kindergarten gearbeitet habe und ich die Zeit sehr genossen habe.

Mein Lieblingspunkt im Volleyball ist… ein Ass.