Joel Roos: Emotionen auf dem Feld – Köpfchen neben dem Feld

Joel Roos ist ein Joner Urgestein. Während 13 Jahren spielte er beim TSV Jona Volleyball, bevor er letzte Saison zu biogas volley näfels wechselte. Weshalb der 25-Jährige ETH-Absolvent diesen Wechsel vollzog, wieso er voller Zuversicht an die beiden letzten EM-Qualifikationsspiele mit der Schweizer Nationalmannschaft reist und wie er mit seinem Startup «VAY Sports» vielleicht schon bald die Fitnessszene aufmischt, erfährst du im Portrait.

Vier Spiele, null Punkte und kein einziger Satzgewinn. Joel Roos startete zusammen mit biogas volley näfels denkbar schlecht in die neue Meisterschaft. Mittlerweile scheint sich das Team auf dem Feld gefunden zu haben – steht aber in der Tabelle immer noch an zweitletzter Position. Diesen Eindruck bestätigt auch Näfels Topscorer Joel Roos und relativiert sogleich: «Nach dem missglückten Saisonstart läuft es uns jetzt besser, wir sind aber immer noch nicht dort, wo wir sein möchten», so der Joner.

Gründe, wieso der letztjährige Meisterschaftszweite in dieser Saison grosse Anlaufschwierigkeiten bekundete, gibt es einige: Einerseits ist das Team komplett neu – von der letztjährigen Stammsechs spielt kein Spieler mehr bei den Glarnern. Für Joel Roos ist es zwar die zweite Saison bei Näfels, womit er der Dienstälteste NLA-Spieler ist, jedoch gehörte er letzte Saison noch nicht zum Stamm. Andererseits ist das Team sehr jung und muss die Erfahrung erst noch sammeln. Dennoch stellt Roos klar: «Auch andere Teams hatten grosse Umstellungen, den Tritt in die Saison aber deutlich schneller gefunden als wir.» Trotz dem verkorksten Saisonstart will Roos mit Näfels nach wie vor in die Playoff-Halbfinals einziehen. «Mein Ziel ist es, die Qualirunde auf Rang fünf oder vier abzuschliessen und danach den Einzug unter die besten vier Teams zu schaffen», so der ambitionierte Diagonalangreifer.

Als Ausgleich zum Volleyball ist Roos momentan dabei, sein selbstgegründetes Startup-Unternehmen «VAY Sports» voranzubringen. Der Master-Absolvent in Maschinenbau mit Schwerpunkt in Robotics, Systems and Control an der ETH Zürich entwickelt zusammen mit zwei Kollegen eine App, mit der das Handy als eine Art persönlicher Fitness Coach genutzt werden kann. Die App erkennt mittels Handykamera, ob der Trainierende die Übung korrekt ausführt und gibt ihm nicht nur ein Feedback zur Übungsausführung, sondern zeichnet auch den Trainingsfortschritt auf. Sie motiviert den Sportler oder die Sportlerin zudem – falls gewünscht – verbal bei den Übungen. Momentan arbeitet Roos mehr als 50 % für sein Startup mit dem Ziel, die App im Frühjahr 2019 auf den Markt zu bringen. Und wer weiss, vielleicht nutzen dann auch Volleyballerinnen und Volleyballer die Trainingshilfe, um sich den letzten Schliff für die Saison zu holen…

Vom Junior zum NLA-Stammspieler

Von 2004 – 2017 spielte Roos beim TSV Jona Volleyball. Er erlebte als Spieler den Aufstieg bis in die NLA hautnah mit und konnte sich in jedem Jahr spielerisch und persönlich weiterentwickeln. «In Jona hatte ich eine super Zeit, es war mega cool, gemeinsam mit Freunden aus der Juniorenzeit den Aufstieg in die NLA zu schaffen», erinnert sich Roos. Dennoch war für ihn letzte Saison der Zeitpunkt gekommen, um eine Veränderung vorzunehmen: «Mit dem Joner NLA-Team hatten wir eine Art Drei-Jahres Plan, leider konnten wir unsere sportlichen Ziele zuletzt nicht ganz erreichen. Nachdem diese drei Jahre zu Ende gingen, stand ein grosser Umschwung bevor. Dies war für mich der optimale Zeitpunkt für einen Wechsel in Richtung Näfels», erklärt Roos.

Und obwohl er vergangene Saison hinter Fabian Martinez «nur» die Nummer zwei auf der Diagonalposition war, konnte er in jenem Jahr viel lernen und in den Trainings unter der Leitung von Dalibor Polak nochmals einen Schritt nach vorne machen. Nun ist Martinez weg und Roos die Nummer eins auf der Position. Mehr Spielzeit zu erhalten war auch ein Ziel von Roos, der von sich selber sagt, dass er gut mit Drucksituationen umzugehen weiss. Dieses Ziel hat er nun erreicht. Dennoch sei der Schritt vom Ergänzungsspieler zum Stammspieler gross: «Letzte Saison konnte ich bei meinen Teileinsätzen Vollgas geben, spielte hoch motiviert, wollte zeigen was ich kann und konnte meine Erwartungen erfüllen. Jetzt habe ich manchmal ein gutes Spiel, dann wieder eines, indem ich nicht an mein Top Level herankomme. An der Konstanz muss ich sicherlich noch arbeiten», so der 1.90 grosse Angreifer selbstkritisch.  

Mit der Nati an die EM

Nicht nur im Klub ist Joel Roos gesetzt, auch in der Schweizer Nationalmannschaft ist er ein wichtiger Bestandteil des Teams. Sein erster Einsatz mit der Nati war Anfang 2015 an einem Turnier in Luxemburg. Direkt im Anschluss ging es für ihn weiter nach Isone, wo er für ein halbes Jahr die Grenadier-RS absolvierte. Für Roos kam das erste Aufgebot überraschend: «Ich hatte zu diesem Zeitpunkt kaum eine halbe NLA-Saison gespielt, habe mich aber sehr über den Anruf Dario Bettello gefreut. Ich empfinde es als grosse Ehre, für die Schweiz spielen zu dürfen», sagt Roos. Der nächste Zusammenzug mit der Nati ist am 26.12.2018, ab dann wird sich die Schweiz in Schönenwerd intensiv auf die zwei alles entscheidenden EM-Qualifikationsspiele anfangs Januar vorbereiten.

Das Ziel ist eindeutig: «Wir wollen an die EM!», stellt Roos klar, auch wenn die Ausgangslage schwierig ist. «Wir haben einen super Team-Spirit und es macht extrem viel Freude, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Wir merken auch, dass die Leute ausserhalb Freude an uns haben, was uns noch zusätzlich pusht», so der emotionale Leader der Mannschaft. Und er ist sich sicher: «Sollte es dieses Mal trotzdem noch nicht für die EM-Qualifikation reichen, wird es dafür in zwei Jahren klappen!»

Jahr für Jahr in die Zukunft

Wie es für Roos als Volleyballer weitergeht, lässt er offen. Er schaut nicht gerne zu weit nach vorne, nimmt lieber Jahr für Jahr. «Wenn ich mit 30 körperlich noch fit bin und immer noch Volleyball spiele, würde mich dies sicherlich freuen. Aber auch wenn ich mit dem Gelernten an der ETH die Welt ein wenig voranbringen kann, würde mir dies unglaublich viel zurückgeben», so der smarte Joner. Klar ist, wenn Freizeit für Roos mal kein Fremdwort mehr sein wird, würde er einfach gerne zwei Wochen all-inclusive Strandferien machen – ohne irgendetwas tun zu müssen. «Einfach einen Krimi lesen und ein Glaçé essen, das wäre super», überlegt Roos und fügt schmunzelnd an: «Ok, ein Fitnesscenter dürfte es dann aber schon noch in der Nähe haben». 

VAY Sports

«VAY Sports» will allen Sportbegeisterten ermöglichen, einen eigenen Personal Coach zu haben – auf dem Handy in der Hosentasche und zum kleinen Preis. Mit «VAY Sports» erhält jeder Sportler und jede Sportlerin ein unmittelbares Feedback und kann seine/ihre Fitness auf ein neues Level bringen. Ab Februar werden die drei Gründer mit der Swiss Startup Factory zusammenspannen, dem grössten privaten Accelerator der Schweiz, und gegen Sommer soll dann die erste Version im App-/Playstore zum Download bereitstehen.

Mehr Informationen gibt es auf www.vay-sports.com.