Sitting Volleyball – ein Erfahrungsbericht von Andreas «Andy» Sigrist

Vom 17. - 23. Oktober fanden in Kemer (TUR) die Europameisterschaften der Frauen und Männer im Sitzvolleyball statt. Gleichzeitig absolvierte dort der Schweizer Schiedsrichter Andreas Sigrist die praktische Prüfung zum internationalen Schiedsrichter - welche er mit Bravour bestand.

Zuerst noch entspannt, dann doch während den ersten fünf Spielzügen extrem nervös: Andy hat gerade sein Debüt als 1. Schiedsrichter an den Europameisterschaften gegeben. Gemeinsam mit seinem Schiedsrichter-Kollegen aus Serbien leitet er das Spiel aber gewohnt abgeklärt und kann es sogar ein wenig geniessen. Von der finnischen Beobachterin erhält er nach dem Match gutes Feedback und konstruktive Kritik - etwas, das als Schiedsrichter generell entscheidend ist, wie Andy sagt: "Das Wichtigste ist, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Das geht am besten, wenn man mit erfahrenen Schiris das Gespräch sucht und über Spiele sowie entscheidende Situationen diskutiert. Zudem ist - wie für die Spieler und Spielerinnen auch - das regelmässige Training sehr wichtig. Daher mein Tipp: Pfeifen, pfeifen und nochmals pfeifen."

Vor mittlerweile fast zwei Jahrzehnten startete Andy seine Karriere als Schiedsrichter - sein Team benötigte damals unbedingt jemanden, der den Posten übernimmt. "In meiner ersten Saison leitete ich bereits zwanzig Spiele. Natürlich machte ich dabei Fehler, die mich aber anspornten, besser zu werden. Ich sammelte viele Erfahrungen, sodass ich rasch in höhere Ligen aufstieg. Die vielen Diskussionen mit erfahrenen Leuten motivierten mich zusätzlich." 18 Jahre später ist Andy nun ein sogenannter "Level 2 Referee" - das bedeutet, dass er an internationalen Sitzvollyball-Turnieren in Europa, wie beispielsweise der "Golden League", pfeifen darf. Der nächste Schritt, nämlich weltweit Sitzvolleyball-Matches leiten zu dürfen, folgt mit erfolgreichem Abschluss des Level-3-Kurses.

Durch seine Partnerin entdeckte Andy 2019 das Volleyball-Format, welches Sportler*innen mit körperlichen Einschränkungen ermöglicht, den Ballsport trotzdem ausüben zu können. Die Spielgeschwindigkeit ist hoch, die Gemeinschaft unter den Teams gewaltig. Und wo liegen die grössten Unterschiede zum herkömmlichen Volleyball? "Die Aktionen beim Sitzvolleyball sind viel schneller als beim Volleyball. Das kommt daher, dass die Netzhöhe bei den Herren nur 1,15 Meter und bei den Frauen 1,05 Meter beträgt. Dadurch ist die Abschlaghöhe niedriger und der Angriffsball dementsprechend deutlich schneller am Boden. Ein weiterer grosser Unterschied: Der Aufschlag darf geblockt werden." Im Sitzvolleyball muss, wie der Name schon suggeriert, das Gesäss beim Ballkontakt immerzu den Boden berühren. Egal, ob Manschette, Pass, Angriff oder Block - der/die Schiedsrichter*in muss jederzeit darauf achten, dass diese Regel eingehalten wird.

Warum sollte jemand den Weg des Schiedsrichterns gehen? Der Mann mit dem sympathischen Lachen hat eine klare Antwort: "Mir gefällt, dass sich ein Schiri intensiv mit den Regeln auseinandersetzt und die Philosophie dieses tollen Sports begreift. Man begegnet so vielen Personen, woraus dann wiederum Freundschaften entstehen. Und übrigens habe ich so auch meine Freundin kennen gelernt!"