We are family – Anouk und Zoé Vergé-Dépré

In der Sommerserie 2018 nimmt Swiss Volley die Geschwisterpaare im Schweizer Beachvolleyball-Nationalkader etwas genauer unter die Lupe. Heute im Fokus: Anouk und Zoé Vergé-Dépré – viel Fleiss, Wille und ein Hauch Karibik. Was es mit dem Sister-Act auf sich hat, wie es für Anouk nach der Verletzung von Joana Heidrich weitergeht und wer mehr männliche Fanpost erhält, wird hier (teilweise…) beantwortet. 

Anouk Vergé-Dépré ist ein Name, der der ganzen Beachvolleyball-Welt bekannt ist. Anouks Erfolge sprechen für sich: U21 Weltmeisterin 2012, Neunte an Olympia 2016 in Rio und mehrfache Medaillengewinnerin auf der World Tour, dazu mehrfache Schweizermeisterin. Und Zoé Vergé-Dépré? Auch sie kann bereits einige Erfolge in ihrem Palmarès vorweisen, stand bisher aber noch nicht derart im Fokus der Öffentlichkeit wie ihre um sechs Jahre ältere Schwester. Dies hat sich vor zwei Wochen schlagartig geändert, als die 20-jährige Zoé kurzfristig für die verletzte Joana Heidrich einsprang, um zusammen mit Anouk an der Elite-Europameisterschaft anzutreten. «Man hat mich bestimmt schon 100-mal gefragt, ob oder wann es einmal zu einem Einsatz mit meiner Schwester kommen würde. Dass dies nun so schnell gegangen ist, hätte ich nie gedacht», so die sympathische Bernerin mit karibischen Wurzeln. Und auch für Anouk war der Moment des ersten gemeinsamen Auflaufens speziell: «Du kennst die Person neben dir privat so gut, aber auf dem Platz gar nicht. Wir hatten viel Spass und konnten sehr offen über alles reden.» Diese Lockerheit hat sich am Ende voll ausbezahlt, ihren ersten gemeinsamen Auftritt beendeten sie nämlich mit einem starken 9. Rang! Auf die Frage, ob sich Joana nun Sorgen um ihre Partnerin machen müsse, meint Zoé lachend: «Haha, nein, das war’s vorläufig mit dem Sister-Act.»

Zwangspause für Anouk

Während es nach der EM in Holland für Zoé zusammen mit ihrer Stamm-Partnerin Esmée Böbner gleich mit der U22-EM in Lettland weiterging, ist für Anouk vorerst einmal Schluss mit internationalen Turnieren. Ihre Partnerin Joana Heidrich hat sich kürzlich einer Bandscheiben-Operation unterziehen müssen und fällt für den Rest der Saison aus: «Die Operation von Joana ist gut verlaufen und sie strahlt bereits wieder viel Positivität aus. Sie soll sich jetzt ausreichend Zeit für eine vollständige Genesung nehmen, ich habe diesbezüglich vollstes Vertrauen, auch in unser Medical Team!» Den Entschluss, keine weiteren internationalen Turniere in dieser Saison zu bestreiten, ist im Hinblick auf die bald startende Olympia Qualifikation für Tokyo 2020 gefallen. Um die wichtigen Entry Points nicht zu gefährden, macht dieser Entscheid, so schwer er auch fiel, Sinn. Wie es nun mit dem Training für Anouk weitergeht und ob sie trotzdem noch ein paar Matches bestreiten wird, klärt sie momentan zusammen mit ihren Betreuern ab. Langweilig dürfte der bewegungsfreudigen Bernerin aber so oder so nicht werden. Neben dem Sport studiert die 26-jährige an der Uni Fribourg Medienwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre, arbeitet für die neu gegründete Internationale Beachvolleyball Players Association, tanzt sehr gerne, trifft sich mit Freunden oder geht auch gerne einmal gut essen.

Familie als Rückzugsort

Die Freude am Volleyball wurde den beiden bereits durch ihre Eltern mit auf den Weg gegeben, die selber aktiv gespielt haben und heute als Sportlehrer und Sportleherin arbeiten. Ihr Vater ist zudem als Athletik-Trainer der beiden tätig, erstellt Kraftpläne und übernimmt die Periodisierung. Durch seine Funktion ist er immer sehr nahe am Geschehen dabei. «Für alles, was nicht direkt den Sport betrifft, ist dann unser Mami zuständig. Wir sind sehr dankbar für ihr Dasein in dieser Rolle», so die beiden Geschwister. Was die Familie nebst dem Volleyball auch noch verbindet, ist die Musik und das Tanzen, wobei wohl auch die karibischen Wurzeln des Vaters einen nicht unwesentlichen Einfluss gespielt haben. So hat sich Anouk früher beispielsweise auch im brasilianischen Kampftanz Capoeira versucht. Und Zoé meint: «Wir sind schon eine sehr temperamentvolle Familie, wo auch streiten dazugehört. Aber wir verstehen uns alle sehr gut.»

Erfolg durch harte Arbeit

Um im Beachvolleyball erfolgreich zu sein, brauche es nebst dem Talent auch viel Einsatz, Verzicht, Wille und ganz viele Leute im Hintergrund. Insgesamt fallen während der Vorbereitung pro Woche schon einmal 20 Stunden an Training mit und ohne Ball an. Dazu kommen Physiotherapie, aktive Regeneration, Mentaltraining, Sponsoren- und Medienarbeit, und – was immer wichtiger wird – Aktivität auf Social Media. «Instagram und Co sind in einer Sportart wie unserer schon ein sehr wichtiger Teil geworden, da die Leute so die Möglichkeit haben, an unserem Leben teilzuhaben. Man hat eine Plattform, um seine eigenen Geschichten zu erzählen, die die Medien vielleicht nicht aufgreifen», sagt Anouk, welcher auf Instagram fast 40‘000 Leute folgen. Während der Saison kommt die häufige Reiserei dazu, wodurch die Zeit zu Hause begrenzt ist. «Ich sehe das aber nicht nur als Nachteil, weil man die Zeit zu Hause viel bewusster erlebt und geniesst», meint Anouk. Weiter gefällt den beiden Defense-Spielerinnen an ihrem Leben als Beachvolleyball-Profi, dass sie viele Leute, Kulturen, Länder und verschiedene Mentalitäten kennenlernen. Durch das viele Reisen seien beide rasch selbstständig geworden. Ausserdem lerne man die Schweiz sehr schätzen, weil man erst im Ausland realisieren würde, dass es uns hier an nichts mangelt. Zoé, die ursprünglich aus der Halle kommt und bei Volley Köniz und sogar im Nationalteam gespielt hat, nennt als Gründe für ihren Wechsel zum Beachvolleyball: «Mit meinem Spielstil und meinen Voraussetzungen sehe ich im Sand mehr Potential bei mir als in der Halle. Ausserdem gefällt mir am Beachvolleyball besonders, dass der Einfluss auf das Endresultat bei zwei Spielern oder Spielerinnen grösser ist. Und ich mag es, mich ständig international zu messen.»

Olympische Spiele als Ziel

Anouks grosses Ziel ist es, demnächst um die Medaillen an einer WM oder den Olympischen Spielen zu kämpfen. Hierfür will sie sich als Sportlerin weiterentwickeln und «die best-mögliche Anouk werden», wie sie sagt. Und auch Zoé will sich technisch, physisch und spielerisch weiter verbessern, um dereinst ihr grosses Ziel, an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilzunehmen, zu erreichen. Hierfür hilft neben allem Einsatz sicher auch, über eine grosse Schwester mit noch grösserer Erfahrung zurückgreifen zu können. «Ich helfe Zoé natürlich gerne weiter, wenn sie irgendeinen Rat braucht, versuche aber, mich nicht aufzudrängen. Wenn sie etwas will, holt sie es selber bei mir ab», sagt Anouk und bei dieser Aussage wird klar: die kleine Schwester ist erwachsen geworden. 

Wer…

Anouk

Zoé

… ist Frühaufsteherin?

Keiner von uns

Keiner von uns, beide überhaupt keine Morgenmenschen

… erhält mehr männliche Fanpost?

Sie

Sie

… kocht besser?

Ich, backen Zoé

Ich, aber kommt darauf an was

… braucht länger vor dem Spiegel?

Beide nicht lange

Sie

… tanzt besser?

Ich

Sie

… gewinnt im PingPong?

Ich :D :D keine Ahnung..

Ich

… hängt öfter am Handy?

Sie

Sie