Seite 6 - Swiss Volley Magazine 2012-3

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Foto: Andreas Eisenring
Klasse Start mit zwei Siegen: Chevallier (links) und Heyer durften zurecht jubeln.
Den richtigen Moment gefunden
Heyer/Chevallier liefen in London zu Hochform auf und ermöglichten
damit Sascha Heyer einen würdigen Abschluss seiner Karriere.
Andreas Eisenring
Sascha Heyer und Sébastien Chevallier
haben sich in Rom in letzter Sekunde für
London qualifizieren können. Und zunächst
schien es, dass sie diesen Flow, diesen
Rausch auch in London nochmals produ-
zieren könnten: Zwar fanden die beiden
im Startspiel gegen die Chinesen Xu/Wu
zunächst nicht den Rhythmus und verlo-
ren den ersten Satz. Aber da packte Heyer
nochmals sein ganz privates – und lega-
les – «Doping» aus: Er forderte mit wilden
Gesten und weit aufgerissenem Mund das
Londoner Publikum zur Unterstützung auf,
der Lärmpegel stieg gewaltig an und Heyer/
Chevallier fassten wieder Tritt – und wie:
Mit zwei Gruppensiegen und der frühzeiti-
gen Achtelfinal-Qualifikation starteten die
beiden optimal.
Diesmal half der Trick nicht mehr
Gegen die favorisierten Polen Fijalek/Prudel
blieb der Exploit dann aus. Zwar versuchte
Heyer nochmals, das Publikum auf seine
Seite zu ziehen, aber diesmal half der Trick
nicht weiter. Eine optimale Vorbereitung
nicht begünstigte, dass die Auslosung erst
nach Mitternacht feststand – Trainer Stefan
Kobel konnte sein Team erst um 1.30 Uhr
in der Nacht informieren, dass der Achtelfi-
nal bereits um zehn Uhr morgens zu spielen
sei.
Bei seinem Abschied in Raten kamen dem
Hünen Heyer wieder die Emotionen hoch.
Nach den Tränen in Gstaad realisierte der
40-
Jährige, dass er in London zum letzten
Mal an einer grossen Meisterschaft den
Sand verliess. Als bei den TV-Interviews im
Stadion der Beatles-Klassiker «Let it be» lief,
war die Symbolik perfekt.
«
Traumhafter Abschluss
meiner Karriere»
«
Natürlich würde es mir auch weiterhin
enorm Spass machen, solche Spiele zu er-
leben und ich glaube auch, in der nächsten
Saison auf diesem Niveau mithalten zu kön-
nen – körperlich fühle ichmich fit», so Heyers
Selbsteinschätzung. Aber was gebe es Schö-
neres, als an Olympischen Spielen mit ei-
nem guten Resultat aufzuhören. Zusam-
men mit Seba sei das ein traumhafter und
wunderschöner Abschluss seiner Karriere,
sagte Heyer. Nun sei er erleichtert, den rich-
tigen Moment gefunden zu haben, Adieu
zu sagen. Mit Rang 9 war es ein würdiger
Abschied von der ganz grossen Bühne. Der
25-
jährige Sébastien Chevallier aber, der
unter seinem 40-jährigen «Ziehvater» Heyer
innerhalb eines Jahres gewaltige Fortschrit-
te gemacht hat, steht erst am Anfang seiner
Karriere und wird sich bald mit einem neuen
Partner zusammentun.
Fotos: Andreas Eisenring