Seite 45 - Swiss Volley Magazine 2012-3

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Junioren-Nationalmannschaft. Bald galt er
gar als Kandidat für das A-Nationalteam.
Um da mitzutun, das waren sich er und
Urs Winteler bewusst, musste er den Trai-
ningsaufwand erhöhen. Letzterer war auch
Coach der Männer der ersten Equipe des
ambitionierten Vereins TSV Jona und schlug
«
Sämi» vor, «doch zu uns zu kommen». «Sel-
ber hätte ich mir das nicht zugetraut», gibt
Samuel Ehrat zu, schätzte es aber, erstmals
überhaupt intensiver und auf höherem Ni-
veau zu trainieren. «Er bringt extrem viel
Potenzial mit», ist Urs Winteler überzeugt,
«
er hat einen ausserordentlichen Blockins-
tinkt und ist unheimlich schnell».
Und tatsächlich: Samuel Ehrat schaffte
den Sprung in die A-Nationalmannschaft.
«
Vielleicht, weil ich meine Grösse und Höhe
nicht allzu schlecht ausnutze.» Weil auch
sein Service überzeugt, durfte Samuel
Ehrat am 12. Mai, als die Schweiz erstmals
seit zwölf Jahren wieder einen Länderspiel-
Ernstkampf bestritt, mit seinem Anspiel
die Partie eröffnen. «Verdammt nervös war
ich», erzählt Samuel Ehrat, sonst die Ruhe in
Person auf dem Feld, «deshalb habe ich den
Ball nicht so hart wie sonst geschlagen, ihn
vielmehr rübergeworfen.» Das 1:0 erzielte
das Schweizer Team mit einem guten Block,
schied aber nach zwei Niederlagen gegen
Kroatien aus der EM-Qualifikation aus. «Die
Zeit mit der Nati war eine Riesenerfahrung.
Ich konnte in den Trainings den Routiniers
viel abschauen», sagt Samuel Ehrat, Zweit-
jüngster, aber Grösster im Nationalteam.
«
Er kann in der Nati, aber auch bei Näfels
zur tragenden Figur werden», glaubt sein
Förderer Urs Winteler, der ein fast so gros-
ser Ehrat-Fan ist wie sein dreijähriger Sohn
Max. «Er hat den Narren gefressen am ‹Rie-
sen› Sämi», erzählt Urs Winteler lachend.
Es habe Zeiten gegeben, da fragte Max,
sobald er grosse Leute sah: «Papa, gell, die
sind gross, aber nicht so gross wie Sämi.»
Nebst seinen zwei Metern und viel Talent
bringt Samuel Ehrat aber auch Willen mit.
Nach dem Abschluss der Matura diesen
Sommer zog er nach Näfels in eine WG mit
zwei Teamkollegen und setzt diese Saison
nebst Zivildienst voll auf Volleyball. Auch,
weil ihm die Trainings und Matches viel
Spass machen. «Volleyball ist manchmal
ein richtiges Psychospiel. Den Kontrahen-
ten zu zermürben, sich selber körperlich zu
verausgaben, ohne den Gegner zu berüh-
ren, das ist anstrengend und herausfor-
dernd – das mag ich», sagt Samuel Ehrat.
Doch «Sämi» denkt auch ans Leben neben
dem Volleyball, spielt mit dem Gedanken,
irgendwann ein Geschichts-, Politologie-
oder Germanistikstudium zu beginnen.
Zuerst gibt er nun aber für Näfels Gas
und stellt sich auch gerne erneut fürs
Nationalteam zur Verfügung. «Wenn sie
mich wieder nehmen», sagt er und grinst.
Fit hält er sich den Sommer hindurch mit
Joggen und Tennis. Er gönnt sich aber
auch freie Tage, die er mit Freunden oder
seiner Freundin am Basler Rhein geniesst,
hört Musik – oder schaut sich Videos von
Volleyballspielen an. «Auch so lerne ich
dazu.»
Fotos: Markus Foerster
Zeigte bei seinem ersten Länderspiel, dass in Zukunft auch international mit ihm zu rechnen ist:
Gegen Samuel Ehrat links) und Joël Bruschweiler ist am Block kein Durchkommen.
Samuel Ehrat (ganz links) über seine Zeit mit dem Schweizer Nationalteam: «Das war eine
Riesenerfahrung. Ich konnte in den Trainings den Routiniers viel abschauen.»