Seite 9 - SVM_2012-2_web_de

Basic HTML-Version

9
J u n i 02
|
2 0 12
Andreas Eisenring
Den 4. Mai, den Kickoff-Tag zur dritten von
vier Tranchen der EM-Vorbereitung, hatte
sich Mandy Wigger anders vorgestellt: Wäh-
rend die anderen 16 Nationalspielerinnen,
die sich den Sommer über als Profis voll und
ganz dem Nationalteam verschrieben haben,
das erste Training absolvierten, verbrach-
te der Captain den Morgen im Geräteraum
bei Gleichgewichtsübungen auf einem Ba-
lancierkreisel. Die fatalen Verletzungen zog
sich die 24-Jährige Ende Januar im Meister-
schaftsspiel gegen SAGRES NUC zu: Kreuz-
bandriss und Riss beider Menisken im linken
Knie – über ein halbes Jahr out. Damit wird
Wigger auch bei der erstmaligen Teilnahme
der Schweiz an der CEV European League
fehlen. «Was will ich machen? Besser, ich bin
jetzt out, als im EM-Jahr 2013», versucht sich
die Frohnatur mit einem Anflug von Fatalis-
mus zu trösten.
Nebst Wigger fehlt auch Winter
Trainerin Svetlana Ilic hat sich inzwischen
mit dem grossen Verlust abgefunden. Aber
zu Beginn war das auch für sie ein harter
Schlag: «In den ersten 24 Stunden war das
ein Schock. Wenn die beste Spielerin und der
Captain ausfällt, dann ist das schon bitter.
Aber nach 24 Stunden habe ich sofort wieder
nach vorne geschaut.»
Weil neben Mandy Wigger mit Joana Win-
ter (ebenfalls Kreuzband) auch noch die
zweite Diagonalspielerin langzeitverletzt
ist, hätte es schon noch die eine oder an-
dere Spielerin gegeben, die der Trainerin
in dieser Situation hätte helfen können.
Aber nicht alle Kandidatinnen konnten
oder wollten das ambitiöse Programm auf
sich nehmen. «Ich habe über 30 Spielerin-
nen kontaktiert – und jetzt arbeite ich mit
denjenigen, welche voll zugesagt und der
Nationalmannschaft die höchste Priorität
eingeräumt haben», sagt Ilic.
Mittlerweile über 20 Profis
Vor einem Jahr noch hatte Ilic die ungenü-
genden physische Verfassung bemängelt,
mit der einige der Spielerinnen ins Nati-
camp eingerückt waren. «Dieses Jahr ist ein
grosser Unterschied festzustellen», lobte
Ilic schon nach dem ersten Training, «alle
Spielerinnen haben die Zeit in den Klubs ge-
nutzt und Fortschritte gemacht.» Auch die
Grundeinstellung sei viel professioneller ge-
worden. Ilic betont aber auch immer wieder,
dass es ihr bei dieser Kampagne nicht nur
um die EM gehe, sondern um eine nachhal-
tige Veränderung der Mentalität: «Vor zwei
Jahren habe ich mit einem einzigen Profi,
mit Mandy Wigger, begonnen, und jetzt sind
es schon über 20. Für andere Nationen wäre
das vielleicht nur ein kleiner Schritt – für die
Schweiz aber ist es bereits ein sehr grosser.»
Die Infrastruktur in Zürich ist ideal, Syner-
gien mit Volero werden genutzt. So leben
die Nationalspielerinnen in den Wohnungen
European League als
erster grosser Prüfstein
Die vorletzte Intensiv-Vorbereitungsphase für die Heim-Europameisterschaft
hat begonnen. 17 Spielerinnen trainieren während vier Monaten zwei-
mal täglich unter optimalen Bedingungen im Stützpunkt Zürich. Die von
Deutschland und der Schweiz gemeinsam organisierte EM 2013 nimmt auch
optisch Formen an: Ab sofort wirbt das offizielle Logo für den Anlass.
Foto: Andreas Eisenring
>>
Zuversicht: Svetlana Ilic und Assistent Timo Lippuner freuen sich auf die CEV European League.