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Praxisbeilage 2|2012
Perfekt annehmen!
Bewegungsqualität steht an
erster Stelle
Ein auffälliger und häufiger «Missstand»
im technischen Bereich der Annahme
liegt meiner Meinung nach an einer man-
gelnden Konsequenz in der Umsetzung
von Bewegungen. Häufig registriere ich
schon im Kinder- und Jugendalter ein
Handlungsfeedback über die Qualität der
Annahme, das sich ausschliesslich am an-
genommenen Ball orientiert. Fliegt der Ball
an den richtigen Zielort, dann war die An-
nahme gut – verfehlt der Ball sein Ziel, dann
war die Annahme schlecht.
Dies ist an sich auf den ersten Blick kein
enormes Problem. Taucht man jedoch
tiefer in die Materie ein und misst dem
Kinder- und Jugendalter eine für spätere
Erfolge fundamentale Bedeutung für das
Bewegungslernen bei, dann ist dieser
Korrekturansatz falsch gewählt. Als Trai-
ner sollte ich vielmehr auf eine korrekte
Bewegungsausführung achten und diese
nötigenfalls korrigieren. Denn erwiesener-
massen generiert eine Priorisierung der
technischen (Bewegungs-)Ausführungen
langfristig stabilere Automatismen und
damit bessere Leistungen.
Leider ist es auffällig, dass sogar bis in den
oberen Leistungsbereich viel zu oft ext-
rem viele Abwandlungen der Grundtechnik
gespielt und geduldet werden. Was bei ei-
nem gut koordinierten Kind oder Jugend-
lichen auch aufgrund des noch nicht voll
entwickelten Serviceniveaus noch ohne
Konsequenzen bleibt, wird auf Spielniveau
mit guter Serviceleistung immer mehr
bestraft – nämlich ein Mischen zwischen
den Techniken und eine inkonsequente
Bewegungsausführung.
Achtet man schon imAnfängerbereich pe-
nibel auf diese Ausführungsqualitäten, ge-
koppeltmit guterWahrnehmungsschulung,
so steht langfristigem Annahmeerfolg
nur eine überdurchschnittlich gute
Serviceleistung im Wege.
Eine perfekte Bewegungsausführung
ergibt langfristig eine hohe Konstanz
der Zielgenauigkeit, die auch bei ho-
hem Druck des gegnerischen Services
aufrechterhalten werden kann.
Eine mangelhafte Bewegungsaus-
führung
ergibt langfristig eine tiefe
Konstanz der Zielgenauigkeit. Präzise
Annahmen unterliegen eher dem
Zufallsprinzip. Die Konstanz nimmt mit
steigendem Druck des gegnerischen
Services rasant weiter ab.
Zwei Annahmetechniken
Im Beachbereich fokussieren wir uns auf
die beiden folgenden Annahmetechniken:
1.
Annahme frontal mit Manchette
(siehe Abb. 1)
2.
Annahme seitlich mit Manchette
(siehe Abb. 2)
Im Indoorbereich käme noch die fron-
tale Annahme im oberen Zuspiel
hinzu. Diese hat im Beachvolleyball aus
regeltechnischen Gründen keine Relevanz.
Eigentlich sollte die Umsetzung einer
Annahmestrategie in 2 Ausführungen ja
relativ leicht zu erlernen sein. Was dem
jedoch im Wege steht und welche golde-
nen Regeln einem hilfreich zur Seite stehen
können, soll in dem folgenden Abschnitt
erarbeitet werden.
(K)eine Frage der Philosophie
Mir ist bewusst, dass die weltweiten Phi-
losophien in punkto Annahme relativ un-
terschiedlich ausfallen – um sowichtiger
empfinde ich daher die Tatsache, dass
mehrere technische Arten der Annahme
Leistungen auf Weltklasseniveau hervor-
bringen können.
Doch eines haben alle Weltklasse-
Philosophien im Bereich Annahme
gemeinsam – dass diese technische
Anwendung in vollster Konsequenz
der Bewegungsausführung zum Zuge
kommt. Es werden keine Mischformen
aus Bequemlichkeit «geduldet».
Abb. 1 Annahme frontal mit Manchette
Abb. 2 Annahme seitlich mit Manchette
Fotos: Markus Foerster