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F e b r u a r 01 | 2 0 12

Chapeau!

Stille Stars im Blitzlicht

Melanie Gamma

Ab und an sagt ein Spieler in einer Halle zu Sandro Solcà: «Au schön, du pfeifst unse-ren Match?» Mit einem Lächeln und geehrt verneint Sandro jeweils. Seine letzte Partie pfiff er nämlich im Frühling 2009, genau 30 Jahre, nachdem er 1979 die Schiedsrichter-prüfung absolviert hatte. Bei seiner Arbeit als Sekundarlehrer kam Sandro 1965 erst-mals mit Volleyball in Berührung. Er fand Volleyball geeigneter fürs Mädchenturnen als Fussball oder Handball und löste in Uett-ligen einen Boom aus.

Bald gab es Volleyball im Schulsport, und 1971 wurde der VC Uettligen gegründet. Sandro Solcà nahm als ausgebildeter Trai-ner einige Teams unter seine Fittiche. Unter seiner Führung stieg das Uettliger Frauen-fanionteam in die 1. Liga auf. «Irgendwann ‚gluschtete‘ es mich, zu pfeifen.» Nach der Re-fereeprüfung ging es schnell: 1981 arbitrierte Sandro erstmals bei einem Nationalliga-Spiel. In den nächsten 15 Jahren kam er weit her-um. «Es gibt nicht viele Hallen, in denen ich nie gepfiffen habe.» Oft reiste er am Samstag-mittag gleich nach Schulschluss quer durch die Schweiz, um rechtzeitig an einem Match zu sein. Ein Highlight aus 793 Einsätzen mag Sandro, der auch 30 Jahre als Linienrichter am Volleymasters Montreux amtete, nicht herauspicken. «Ich habe das Pfeifen immer genossen, es war eine sehr schöne Zeit.» Altershalber schied er 1996, mit 55, aus dem Nationalkader aus und leitete danach 1.- und 2.-Liga-Matches. «Kribbelig» war er auch da vor jedem Anpfiff. «Das braucht es, damit man aufmerksam ist.» Gefragt nach den Anforde-rungen an Schiedsrichter nennt Sandro Solcà, der bei SwissVolley eine Weile die Einsätze aller NLA-Referees koordinierte: «Du musst die Regeln kennen, sie mit schnellen Entschei-dungen richtig interpretieren und brauchst

Persönlichkeit.» Dass Sandro auch bei Teams, die als schwierig zu pfeifen galten, gern gese-hener «Gast» war, spricht für sich. «Vom Bock herunterholen wollte man mich nie.» In all den Jahren sammelte Sandro nebst Erfahrungen viele Schiedsrichter-Tenüs. Schwieriger als die jeweilige Trennung von den Outfits fiel der endgültige Abschied vom Arbitrieren. «Manchmal vermisse ich das Pfei-fen», gibt Sandro, soeben 71 geworden, zu. Er

sei sich bewusst, dass er nicht mehr 35-jäh-rig und für NL-Einsätze zu langsam sei. «Der Schiri muss der Spielklasse gerecht werden, alles andere gibt Ärger.» Vermeiden will er letzteres heute als Referee-Coach des Berner Regionalverbandes, wo er in der Schiedsrich-ter-Weiterbildung mithilft. Er beobachtet und beurteilt dabei seine Nachfolger. Und hofft, dass einige von ihnen bald wie er einst sagen: «Pfeifen ist mein Hobby Nummer 1.»

Sandro Solcà: «Manchmal vermisse ich das Pfeifen»

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